Alle Informationen zum spannenden Beruf

Das Berufsbild Tierchiropraktik

Tierchiropraktiker – ein Beruf mit vielen Möglichkeiten

Tierchiropraktik – eine Form der manuellen Therapie

Tierchiropraktiker sind die „Neurologen“ unter den Manual-Therapeuten. Natürlich ist ein Tierchiropraktiker kein Neurologe im eigentlichen Sinn. Aber die Tierchiropraktik verbindet auf physiotherapeutischer Basis die Wiederherstellung der Beweglichkeit mit der Optimierung nervlicher Versorgung. Damit ist Tierchiropraktik ein eigener therapeutischer Ansatz innerhalb der manuellen Therapien. Mit den Tierphysiotherapeuten verbindet den Tierchiropraktiker das Basiswissen, aber Zielrichtung und Grifftechniken unterscheiden sich.

Helfen ohne Hilfmittel

Tierchiropraktiker verzichten auf Hilfsmittel. Sie verlassen sich auf den sensiblen Tastsinn ihrer Hände, die während der Ausbildung „sehen“ gelernt haben. Sie ertasten Störungen und Blockaden, um sie dann unter Anwendung chiropraktischer Grifftechniken in die Funktionalität zurückzuführen.

Tierchiropraktische Behandlungen wirken ganzheitlich

Der chiropraktische Hintergrund

Humanchiropraktik und Tierchiropraktik haben den gleichen theoretischen Unterbau. Was sie unterscheidet, ist ihre Anwendung an unterschiedlichen Arten. So wie sich Tiermedizin und Humanmedizin nicht vom Grundsatz her unterscheiden, wohl aber in der Anwendung, die sich an der jeweiligen Spezies orientiert.

Chiropraktische Theorie

Chiropraktischem Selbstverständnis zufolge hängt die optimale Versorgung aller Organe und Skelettstrukturen – das sind Muskeln, Sehnen- und Bänderapparat, Knochen und Gelenke – von einer optimalen Innervierung ab. Innervierung ist die Versorgung aller Körperstrukturen und Gewebe über Nerven. Nur wenn die Funktion der Nerven gewährleistet ist, können efferente Signale (vom Gehirn kommende) und afferente (an das Gehirn übermittelte) Signale korrekt durch den Körper geleitet werden, und nur dann kann ein Körper optimal funktionieren und versorgt werden. Das entspricht einem ganzheitlichen Verständnis von Therapie: Im Körper ist alles mit allem verbunden.

Die Wirbelsäule im Fokus

Dem chiropraktischen Ansatz zufolge kann ein Körper nur dann gesund sein und bleiben, wenn die Funktionalität aller skelettalen Skrukturen nicht eingeschränkt ist. Insbesondere der Wirbelsäule mit ihren vielen Gelenken kommt dafür eine besondere Bedeutung zu. Ihre Wirbel bilden den Wirbelkanal, jenen knöchernen Schutzraum, durch den die vom Gehirn kommenden Nervenbahnen zum Zielort im Körper geführt werden: Das Rückenmark.

Zwischen den Wirbeln, deren gelenkige Verbindung Säugetieren Körperbeweglichkeit ermöglicht, gibt es kleine Durchtrittsöffnungen. Durch sie treten die vom Gehirn kommenden Nervenbahnen aus und verzweigen sich in den entsprechenden Körperregionen. Über sie kommunizieren Körper und Gehirn miteinander.

Verbindung von Gehirn und Körper

Dass Extremitäten und Organe überhaupt funktionieren, verdanken wir dieser Verbindung zwischen „Kommandozentrale“ Gehirn und Körper. Wird sie unterbrochen, wie es bei einer Querschnittslähmung der Fall ist, funktionieren die betroffenen Gliedmaßen und Organe nicht mehr. 

Bei einem Genickbruch, der vollständigen Zerstörung der neuronalen Verbindung, tritt der Tod ein. Das sind Worst-case-Szenarien. Aber auch jenseits dieser Extremfälle können Wirbelblockaden den Informationsfluss zwischen Gehirn, Skelett und Organen stören. Die Versorgung ist dadurch suboptimal, was in der Folge zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann.

Die Arbeit des Tierchiropraktikers

Der Tierchiropraktiker ertastet mit seinen Händen solche Blockaden. Er weiß, wie sich gesunde Gewebe und Strukturen anfühlen müssen, seine Hände fühlen die Veränderungen. 

Er behandelt aber nicht nur dann, wenn bereits offensichtliche Symptomatiken gezeigt werden. Mittels chiropraktischer Diagnostik können Abweichungen oft schon zu Beginn der Störung gefunden und beseitigt werden. In einem Stadium, in dem der Körper sie noch kompensiert, weshalb sie mit dem Auge oder durch Laborbefunde zu so einem frühen Zeitpunkt nicht erkennbar sind. Dadurch können Tierchiropraktiker präventiv arbeiten und eingreifen, bevor es zu einer pathologischen Funktionsstörung im Bewegungsapparat oder in den Organen kommt. 

Chiropraktische Behandlungen werden oft ergänzend oder alternativ zu medikamentöser oder chirurgischer Intervention eingesetzt, was ein wesentlicher Teil der Arbeit eines Tierchiropraktikers ist. Dazu arbeitet er gerne zielführend mit den behandelnden Therapeuten zusammen.

Eingeschränkte Beweglichkeit – eingeschränkte Gesundheit

Tierchiropraktische Therapie

Chiropraktik Pferd Ausbildung ATM - Therapeutin behandelt Pferd am Sakrum

Tierchiropraktiker behandeln Subluxationen. Was ist darunter zu verstehen? In der Medizin sind Subluxationen definiert als unvollständige Abweichungen von der physiologischen Gelenkfunktion, bei der die Gelenkflächen nur teilweise, nicht völlig gegeneinander verschoben sind. 

Dem gegenüber stehen Luxation, die eine vollständige Abweichung bezeichnen. In der Tierchiropraktik werden alle funktionalen und pathologischen Veränderungen an Gelenken als Subluxationen bezeichnet, unabhängig von der Art und dem Umfang der Funktionseinschränkung.

Subluxationen stören die Reizleitung der Nerven

Gelenke werden von vielen Nerven umgeben. Wir merken das sehr deutlich: Subluxationen, ganz gleich, ob im medizinischen oder chiropraktischen Verständnis, verursachen Schmerzen, die um so größer sind, je stärker das Gelenk beschädigt ist. 

Der Tierchiropraktiker löst Subluxationen, die in seinen Kompetenzbereich fallen, durch besondere Grifftechniken. Manuelle Impulse führen das Gelenk im Idealfall zur vollständigen Funktionalität zurück.

Ganzheitliche Wirkung der Tierchiropraktik

Warum wird der Wirbelsäule in der Behandlung besondere Aufmerksamkeit geschenkt? Subluxationen haben an den Austrittsstellen der Nerven besonders weitreichende Konsequenzen für die Versorgung der Organe. 

Über die Optimierung der neuronalen Reizleitung durch Beseitigung von Subluxationen der Wirbelsäulen-Gelenke erreicht die tierchiropraktische Behandlung auch innere Organe und unterstützt sie in ihrer physiologischen Funktion. 

Damit zählt die Tierchiropraktik zu den ganzheitlichen Therapieformen. Anders als der Tierphysiotherapeut verwendet ein Tierchiropraktiker keine technischen Hilfsmittel. 

Tierchiropraktik lernen an der ATM - 2 Hände auf dem Tier palpierend

Feingefühl und Fachwissen

Das muss ein Tierchiropraktiker können

Wichtig sind sichere anatomische Kenntnisse der behandelten Tierart. Ohne genau zu wissen, welcher Knochen, welcher Muskel, welche Sehnen und Bänder wo und wie ertastet werden können, ist eine fachgerechte Anwendung der Grifftechniken unmöglich. Hinzu kommen Kenntnisse über die Tierart an sich: Wie bewegt sich das Tier, welche Besonderheiten sind zu beachten, wie hängen die einzelnen Strukturen zusammen. Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Arten, die mit ihrer natürlichen Lebensweise und Bewegungsart zusammenhängen.

Know-How in Anatomie, Physiologie und Ethologie

Neben den anatomischen Zusammenhängen und Besonderheiten ist es wichtig zu wissen, wie sich das Tier verhält. Der ethologische Hintergrund (Ethologie ist die Lehre vom Verhalten) bestimmt, wie ein Tier unter welchen Umständen reagieren kann. Als Tierchiropraktiker muss ich arttypisches Verhalten, Emotionen, Befindlichkeiten, Lern- und Ausdrucksverhalten richtig einschätzen können. Ganz banal: Ein Pferd tritt unter Umständen zu, wenn ihm etwas Schmerzen bereitet, ein Hund beißt zu. Es sind diese beiden Tierarten, mit denen es der Tierchiropraktiker zu tun hat. Eine gute, auf solidem Wissen basierende Verbindung zu ihnen ist in diesem Beruf essenziell.

Bedeutung der Ethologie für den Tierchiropraktiker

Ein Tierchiropraktiker muss Verhalten und Ausdruck seines Patienten richtig beurteilen könne. Toleranzgrenzen und Reaktionen richtig einschätzen zu können dient der persönlichen Sicherheit. Vor allem aber muss ein Tierchiropraktiker erkennen können, was und wieviel dem Tier wann zugemutet werden kann, wie groß seine Schmerzen sind, was Mimik und Körpersprache aussagen. Sprechen kann der Patient nicht, aber über sein Verhalten kommuniziert der tierische Patient sehr direkt mit dem Therapeuten, reagiert auf dessen Behandlung und gibt ihm dadurch wichtiges Feedback für das weitere Vorgehen. Deutliche wie subtile Reaktionen können und müssen in die Diagnostik einbezogen werden. Professionalität in der Behandlung und im artgerechten Umgang mit dem Tier ist anders nicht zu gewährleisten.

Lernverhalten kennen

Jede Behandlung ist zugleich ein Medical Training. Durch seinen Umgang bestimmt der Therapeut die künftige Kooperation des Tieres mit ihm und mit den Manipulationen im Rahmen von Behandlungen. Mit jeder Behandlung lernt das Tier etwas über die Folgen dessen, was mit ihm gemacht wird. Je empathischer, sensibler und sachkundiger der Umgang, desto größer die künftige Kooperationsbereitschaft. Je weniger stressbelastet der Umgang, umso mehr Vertrauen baut das Tier auf und umso besser kann es behandelt werden. Auch das gehört zur Professionalität. Ein Tier, das Behandlung und Behandler gut toleriert, ist eine positive Visitenkarte, die der Therapeut beim Besitzer hinterlässt.

Erfolgreich im Beruf

Wichtige Schlüssel­kompetenzen

Sozialkompetenz:
Vor allem Einfühlungsvermögen und Kommunikationsstärke

Persönliche Eigenschaften:
Sie brauchen fortwährende Lernbereitschaft. Da Sie meist selbstständig arbeiten, ist Ihr Verantwortungsbewusstsein gefordert und Sie müssen sich selbst organisieren können

Fachkompetenz:
Allgemeine und fachspezifische Kenntnisse, analytisches und wissensgestütztes Denken und Handeln, lösungsorientierter, zielführender Einsatz therapeutischer Maßnahmen in Kombination mit der Fähigkeit zur Selbstkritik und Selbstkontrolle hinsichtlich der Wahl der Therapie.

Sensibilisierung:
Ihr Tastsinn ist gefordert. Die Hände eines Tierchiropraktikers sind Diagnosewerkzeug und therapeutisches Werkzeug zugleich und damit sein Kapital. Als Tierchiropraktiker müssen Sie bereit sein, Ihre Hände zu sensibilisieren. Dabei hilft Ihnen zunächst die Ausbildung. Dann heißt es üben, üben, üben.

Mobiler Einsatz oder mobile Praxis

Der berufliche Alltag

Chiropraktik Lehrgang ATM - Pferd wird chiropraktisch an der Wirbelsäule behandelt

Als Tierchiropraktiker werden Sie nur selten fest angestellt arbeiten. Die Behandlung von Pferden, eines der beiden chiropraktischen Fachgebiete, für die die ATM ausbildet, erfolgt normalerweise im heimatlichen Stall, selten in einer Pferdeklinik. 

Für Hunde, das zweite Fachgebiet, bietet sich neben dem mobilen Hausbesuch auch der Aufbau einer eigenen stationären Praxis an. Zumindest, sobald Sie sich einen guten Namen erarbeitet und einen gewissen Patientenstamm aufgebaut haben. Bei der Standortwahl kann es sinnvoll sein, sich in der Nähe eines Tierarztes niederzulassen, weil die Arbeit im Idealfall ohnehin in enger Kooperation mit behandelnden Tierärzten stattfindet.

Einsatzbereiche

Sportpferde und Hunde im sportlichen Einsatz werden oft nicht nur akut, sondern in regelmäßigen Intervallen behandelt, als Prophylaxe zur Optimierung und zum Erhalt der Leistungsfähigkeit und zur Verbesserung des Wohlbefindens. Im Freizeitbereich werden Sie es dagegen eher mit der Behandlung von bereits bestehenden Beschwerden zu tun bekommen.

Das individuelle Leistungs-Portfolio

Alleinstellungsmerkmale durch Weiterbildung

Um bei uns die Ausbildung zur Tierchiropraktiker machen zu können, müssen Sie bereits ausgebildeter Tierphysiotherapeut sein oder parallel diese Ausbildung machen. Tierphysiotherapie ist die Basis, die durch die Weiterbildung zum Tierchiropraktiker erweitert wird. Wollen Sie sich darüber hinaus durch weitere Angebote von der Konkurrenz im Umfeld abheben können, bieten sich mehrere Optionen an.

Tierosteopathie

Die Weiterbildung zum Tierosteopathen bietet Ihnen ergänzende manualtherapeutische Möglichkeiten. Osteopathische Behandlungen verfolgen ebenfalls einen holistischen, also ganzheitlichen Ansatz, wenn auch mit anderer Fokussierung. 

Während in der Tierchiropraktik Beweglichkeit und neuronale Versorgung im Mittelpunkt der Behandlung stehen, liegt das Augenmerk in der Tierosteopathischen Behandlung auf der Optimierung von Blutfluss und Lymphdrainage durch Wiederherstellung und Erhalt allgemeiner Beweglichkeit.

Dabei wird ebenfalls auf physiotherapeutische Grundlagen aufgebaut.

Tierheilpraktik

Tierheilpraktiker arbeiten ebenfalls holistisch und es gibt viele Berührungspunkte. Dem Tierheilpraktiker stehen etwa 20 verschiedene Therapiemethoden zur Verfügung, die sich besonders im Bereich der Orthopädie sehr gut einsetzen lassen. 

Dazu gehören unter anderem Akupunktur, Humoraltherapie, Kräuterheilkunde, Licht- und Farbtherapie, Bioresonanztherapie und vieles mehr.

Sportphysiotherapie

Sinnvoll kann für Sie auch die Kombination mit der Sportphysiotherapie sein, mit der Sie sich im Rahmen des Lehrgangs  Hundesportwissenschaften beschäftigen. 

Ein noch neues Spezialgebiet. Bisher gibt es nur wenige Therapeuten am Markt, eine Nische, in der Sie sich als Spezialist etablieren können.

Das ist noch wichtig

Qualifikationen und Voraussetzungen

Tierchiropraktik Weiterbildung ATM - Therapeutin mit Hund

Als schulische Vorbildung empfehlen wir mindestens die Mittlere Reife. Für die Ausübung zum Tierchiropraktiker brauchen Sie eine sehr gute körperliche Fitness.

 Eine Tierhaarallergie gegen Hunde und Pferde sollten Sie aus naheliegenden Gründen nicht haben.

Die Ausbildung ist anspruchsvoll und vielseitig. Reines Auswendiglernen von Inhalten bringt Sie nicht durch die Prüfung. Zur Umsetzung der Theorie in die Praxis müssen Sie die Lehrinhalte nicht nur verstehen, sondern sich Zusammenhänge bildlich vorstellen können. Dazu brauchen Sie ein gewisses räumliches Vorstellungsvermögen. 

Neben Einsatzbereitschaft beim Lernen ist also ein gewisses Talent für den Beruf nötig. Neben einem Verständnis für Zusammenhänge und der Fähigkeit, zu visualisieren und brauchen Sie eine gewisse Begabung für den Umgang mit Tieren: 

Souveräne Ruhe im Umgang mit den Patienten, Ausgeglichenheit, konsequentes Handeln, Kenntnisse der Tierart und sehr viel Empathie. Auch die Freude an der Kommunikation mit Patientenbesitzern und Tierärzten gehört dazu.

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