Pferdeweide im Frühjahr – was ist zu tun?

Die Pferdeweide im Frühjahr – Welche Arbeiten müssen erledigt werden? – T. Brandes

Pferdeweide im Frühjahr – Was ist zu tun?

Das Gras fängt an zu wachsen, die Pferde sollen bald raus auf die Weiden. Welche Maßnahmen stehen jetzt noch zur Pflege der Pferdeweide an?

Nachdem die Weide über die Wintermonate Zeit hatte, sich zu erholen, sind einige Pflegemaßnahmen notwendig, bevor die Weide den Pferden über den Sommer wieder als Futter- und Bewegungsfläche dienen kann.

Die Grasnarbe der Pferdeweide – hält sie eine weitere Weidesaison aus?

Der erste Blick sollte der Grasnarbe gelten: Sobald der Boden auch mit dem Traktor befahrbar ist, muss die Pferdeweide abgeschleppt werden. Das Abschleppen wird mit einer sogenannten „Wiesenhexe“ vorgenommen, einer eggeähnlichen Vorrichtung mit Ketten und Dornen, welche nicht nur Maulwurfshügel glättet, sondern die Grasnarbe „belüftet“. D.h. die Dornen kämmen Moose und Flechten, und altes, überständiges Gras, welches über den Winter verfilzt ist, aus der Narbe heraus. Diesen Filz zu entfernen, ist nicht nur für den Boden wichtig, damit die Pflanzen besser wachsen, es verhindert auch, dass bodennahe Schimmelnester (u. a. auch mit hochgiftigen Mutterkornbildungen von überständigen Fruchtständen alter Gräser) entstehen, welche durchaus auch von Pferden durch Fressen und das Einatmen beim Weiden aufgenommen werden können. Diese Schimmeltoxine sind vielleicht nicht hoch konzentriert, aber der ständige Eintrag kann den Stoffwechsel und die Atmung der Pferde auf Dauer negativ beeinflussen. Darum ist es wichtig, den Filzteppich im Frühjahr zu entfernen. Geschleppt wird die Pferdeweide im Frühjahr, wenn das junge Gras bereits 5 – 10 Zentimeter durch den Filz hervorschaut. Das ist meist in der zweiten Aprilhälfte der Fall und wird natürlich bei trockenem Boden durchgeführt.

Unkraut vergeht auf der Pferdeweide nicht? Mit den richtigen Maßnahmen schon!

Jetzt gilt es, die Vegetation prüfend zu beäugen. Erfordert der Krautbefall weitere Maßnahmen? Gibt es Unkraut-Inseln? In diesem Fall lässt sich mit gezieltem Einsatz von Herbiziden der Befall der Pferdeweide einschränken, jedoch ist es wichtig, die Grasnarbe durch selektive Nachsaat wieder zu schließen. Möglicherweise benötigen einige Teile der Weide eine Zwischensaat, da die Grasnarbe nicht dicht genug ist. Tun sie eine lichte Grasnarbe auch bei wenig Unkrautbefall nicht als vernachlässigbar ab. Sie kann schon ein paar Monate später Tür und Tor sein für massiven Unkrautbefall. So ist das unerwünschte und für Pferde giftige Jacobskreuzkraut auf genau solche lichten Grasnarben angewiesen und verbreitet sich gerade dort besonders stark. Eine flächenmäßig größere Zwischensaat kann durch Einschlitzen der Pferdeweide erfolgen. Es gibt Maschinen, welche in der Lage sind, die Grasnarbe aufzuschlitzen und gezielt Saat in diese Schlitze einzuarbeiten. Bei kleinen Flächen reicht die Handeinsaat. Nach der Einsaat ist ein Walzen der Fläche unabdingbar – das Walzen sollte allerdings auch nach dem Abschleppen erfolgen, falls keine Nachsaat nötig ist. Hier werden die gelockerten Wurzeln der erwünschten Pflanzen wieder angedrückt und die Oberfläche weiter geglättet. Ist die Weide zu stark mit Unkraut befallen, lohnen sich keine weiteren gezielten Maßnahmen. Die Weide muss zur Gänze umgebrochen und ganz neu angelegt werden.

Wichtig für die Erhaltung des Weidewerts der Pferdeweide: Die sinnvolle Düngung.

Jetzt ist auch die Zeit für eine Düngung, die jedoch nur nach analysierter Bodenprobe erfolgen sollte, denn regelmäßiges Düngen nach Schema F schadet mehr als es nützt. Düngeempfehlungen nach Bodenprobe erteilt die Lufa, das ist die Landesuntersuchungsanstalt für Landwirtschaft. Es gibt sie in jedem Bundesland. Einen Link zur nächstgelegenen bzw. zuständigen Lufa finden Sie auf den Internetseiten der Landwirtschaftskammern. Eine gute Pferdeweide braucht die regelmässige Überwachung durch Bodenproben und u. U. auch Düngung. Der Verzicht auf Düngung erzeugt keine „natürlichen“ Weideflächen für Pferde, sondern nur ungepflegte Kulturwildnis mit unerwünschtem Unkraut und womöglich sogar Besiedelung mit giftigen oder zumindest für die Fütterung von Pferden nicht geeigneten Pflanzen. Besonders als Pächter von Weideflächen ist man zur Pflegesorgfalt verpflichtet, da man den Wert des Bodens erhalten muss. Kein Landwirt mag es, wenn man ihm nach Jahren der Pacht ein verwildertes, verunkrautetes Stück Land zurückgibt.

Last but not Least: Der Zaun der Pferdeweide

Wenn man nun die Weide überprüft und Maßnahmen zur Erhaltung oder Verbesserung durchgeführt hat, gehört die Überprüfung des Zauns auf die Checkliste. Ist er noch rundherum in Ordnung? Leitet er den Strom noch an allen Stellen? Sind vielleicht Pfosten morsch und warten nur auf den nächsten Windkontakt um umzufallen? Ist das Stromseil noch straff gespannt? Besonders Strombänder leiern stark aus und benötigen ein sorgfältiges Nachspannen. Dabei darf das Band in sich nicht verdreht werden! Hier entstehen sonst gern Mini-Kurzschlüsse, welche nicht nur die Zauneffektivität mindern, sondern auf Dauer das Stromband regelrecht zerstören.

Ersetzen Sie auch stromleitende Bänder und Litzen, wenn sie stark verfärbt sind, z. B. weil sie stellenweise Rost aufweisen. Auch neigen viele Litzen und Bänder auf Dauer zur Vermosung. Hier hilft es nur, das stromleitende Medium zu ersetzen. Generell sollten Stromseile- , bänder und –litzen spätestens nach zwei Jahren ausgetauscht werden, da die verarbeitenden Plastikfasern in der Sonne schnell porös werden und der Zaun bei Wild oder Pflanzenkontakt (z. B. durch herunterfallende Äste) schnell reißen kann. Verarbeiten Sie Qualitätszaunmaterial – es hält einfach länger als billige Discounter-Ware. Beim Holzaun müssen die Latten überprüft werden, angebrochene Latten sollten sofort ausgetauscht werden. Warten Sie nicht, bis sie zur Gänze brechen, an geborstenen Holzlatten haben sich Pferde schon sehr schwer verletzt. Überprüfen Sie auch die Durchgänge und Tore der Pferdeweide und befestigen Sie diese gegebenenfalls neu. Niemand geht gern durch tiefe Wasser- und Schlammpfützen. Das gilt auch für Pferde.

Ist Ihre Weide nun fit, dann dürfen sich Ihre Pferde schon bald auf eine ungetrübte und sichere Weidesaison freuen!

Weiterführende Literatur:

„Praxishandbuch Pferdeweide“ von Ingolf Bender, Kosmos Verlag, 220 S. – (ISBN 3-440-09248-8, 29,90 EUR)
„Handbuch Pferdeweide“ von Alexandra Stupperich, Kosmos Verlag, 133 S. – (ISBN 3-440-07471-4, 19,90 EUR)

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