Die Phytotherapeutische Reiseapotheke – Teil drei der Serie

Die Phytotherapeutische Reiseapotheke- Teil drei der Serie TeeFarm – Pixabay

Ferienzeit – Reisezeit! Alle freuen sich auf eine entspannte Zeit mit den vierbeinigen Freunden und dann passiert es doch: Magen-Darm-Erkrankungen, ein Insektenstich oder eine stumpfe Verletzung verringern die Urlaubsfreude. Wie sieht es in einer solchen Situation mit phytotherapeutischen „Notfallhelfern“ aus? Der dritte Teil unserer Serie gibt Ihnen hier eine kurze Zusammenstellung von Pflanzen, die im Zweifelsfall schnell helfen können.

Die Phytotherapeutische Reiseapotheke

Die Zusammenstellung einer phytotherapeutischen Notfallapotheke ist so individuell wie die Pflanzenwelt. Die hier aufgeführten Pflanzendrogen sollen Ihnen eine Grundlage bieten, ihre eigene phytotherapeutische Apotheke angepasst an die Bedürfnisse Ihres Haustieres zusammenzustellen. Berücksichtigen Sie bitte immer die unterschiedlichen Tierarten. Nicht jedes Phytotherapeutikum ist bei Pferd, Hund und Katze gleichermaßen anwendbar. Auch die Art der Anwendung, innerlich als Infusum bzw. Tinktur oder als ätherisches Öl in der äußerlichen Anwendung müssen an die jeweilige Tierart angepasst werden.

Auf konkrete Dosierungsangaben wird im Folgenden bewusst verzichtet. Die Gabe sollte individuell und nach Absprache mit dem Therapeuten erfolgen.

  • Insektenstiche (Spitzwegerich ~ Plantago lanceolata)
    Wenn das Insekt zugestochen hat, muss schnelle Hilfe her. Sofern man sich in Wald und Flur befindet, kann das frische Spitzwegerichblatt helfen. Zerrieben auf der Haut und direkt auf dem Stich verteilt, hemmt der austretende Saft die Schwellung und den Juckreiz. Spitzwegerich wirkt antibakteriell, juckreizstillend und der Inhaltsstoff Aucubin, der die Pflanze selbst vor Befall mit Krankheitserregern schützt, wirkt als „phytotherapeutisches Antibiotikum“.
  • Diarrhoe (getrocknete Heidelbeere ~ myrtilli fructi, Blutwurz ~ Potentilla erecta (Tormentillae rhizoma))
    Wenn der vierbeinige Freund urplötzlich mit Durchfall kämpft, können getrocknete Heidelbeeren oder eine Blutwurz Tinktur schnelle Hilfe leisten. Die getrocknete! Heidelbeere ist die sanfte Hilfe bei leichten, wässrigen Durchfällen, die möglicherweise mit Erbrechen einhergehen. Bei blutigen Durchfällen ist die Blutwurz angezeigt. Beide enthalten Gerbstoffe (Blutwurz bis 20%, Heidelbeere bis 10%), die durch ihre adstringierende Wirkung zur schnellen Linderung beitragen.
  • Magenerkrankungen (Echte Kamille ~ Matricaria recutita, Fenchel ~ Foeniculum vulgare)
    Die echte Kamille gehört zu den ältesten Heilmitteln der Naturheilkunde bei Erkrankungen von Magen und Darm. Mit ihren u.a. entzündungshemmenden und krampflösenden Eigenschaften verspricht sie schnelle Hilfe. Die Früchte des Fenchels helfen ebenfalls schnell bei Störungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes, insbesondere bei krampfartigen Schmerzen infolge von Blähungen. Sowohl die Kamille als auch die – erst kurz vor der Verwendung frisch zerstoßenen – Fenchelfrüchte können als Infusum zubereitet werden und den Tieren unter das Futter oder ins Wasser gegeben werden. Insbesondere die Mischung von Fenchel-Anis-Kümmel ist eine, nicht nur in der Humanmedizin bei Kindern, beliebte Kombination.
Die echte Kamille hilft bei MagenerkrankungenDie echte Kamille hilft bei Magenerkrankungen (© hpgruesen – Pixabay)
  • Blutstillung (Blutwurz ~ Potentilla erecta (Tormentillae rhizoma), Hirtentäschel ~ Capsella bursa pastoris)
    Mit der Blutwurz Tinktur kann neben der Durchfallerkrankung (innerliche Anwendung) auch eine Blutung zum Stoppen gebracht werden (äußerliche Anwendung). Verantwortlich sind für diesen Effekt auch hier wieder die Gerbstoffe. Als Tee zubereitet bitte nur kurz aufkochen. Längeres Kochen führt zur Hydrolyse der Gerbstoffe. Nach Abkühlen z.B. als getränkte Kompresse auf die Wunde auftragen. Die Blutwurz Tinktur kann ebenfalls, aber verdünnt, auf die Wunde mittels Kompresse aufgetragen werden. Ein aus getrocknetem Hirtentäschelkraut hergestellter Teeaufguss (oder als verdünnte Tinktur), der mittels Kompresse auf die Haut aufgetragen wird, trägt schnell zur Blutstillung bei. Beide Pflanzendrogen sind auch bei Zahnfleischblutungen einsetzbar.
  • Wundheilung (Ringelblume ~ Calendula officinalis)
    Am besten vor dem Urlaub schon eine Calendula Salbe oder Tinktur selbst herstellen und für den Notfall dabeihaben. Egal ob frische Quetsch- oder Schlagwunden, Schnitt- oder Risswunden oder bei Verbrennungen: Calendula sorgt für schnelle Hilfe. Ihre Triterpensaponine und -alkohole, Flavonoide und Karotinoide sorgen für eine zügige Wundheilung. Bei Verwendung der Tinktur unbedingt auf eine Verdünnung 1:10 achten!
  • Stumpfe Verletzungen, Hämatome (Bergwohlverleih ~ Arnica montana, Italienische Strohblume (Currykraut) ~Immortelle)
    Die unter Naturschutz stehende Arnika kann als Tinktur (Verdünnung 1:10) bei stumpfen Verletzungen oder Hämatomen angewandt werden. Auch als Salbenverband ist sie bewährt. Die Immortelle oder Italienische Strohblume, auch als Currykraut bekannt, ist als ätherisches Öl oder Hydrolat ebenfalls für diese Art Verletzungen in der äußeren Anwendung geeignet. Als ätherisches Öl ist sie eines der wenigen sehr hautverträglichen Mittel der Aromatherapie, trotzdem sollte sie in einer Verdünnung mit fettem Öl (0,5 – 2%ig) angewendet werden, jedoch nicht bei Katzen. Die Anwendung eines Immortelle-Hydrolates auf der Haut ist aber möglich.
  • Immunsystem (Hagebutte ~ Sammelnussfrucht der Rosa canina, Zistrose ~Cistus incarnus, roter Sonnenhut ~ Echinacea purpurea)
    Die Unterstützung des Immunsystems ist vielleicht kein absoluter „Notfall“, trotzdem kann es nicht schaden, auch hier entsprechend vorbereitet zu sein. Die Hagebutte mit ihrem hohen Gehalt an Vitamin C könnte gesammelt, getrocknet und zu Pulver verarbeitet werden. Das Cistrosenkraut mit seinen stark antiviralen Eigenschaften kann als Teeaufguss und der Sonnenhut mit seinen immunstimulierenden Eigenschaften z.B. als Tinktur verabreicht werden. Vorsicht ist bei Echinacea geboten, wenn bei dem Patienten Autoimmunerkrankungen vermutet oder gesichert sind. Hier ist Echinacea kontraindiziert.
Hagebutten unterstützen das ImmunsystemHagebutten unterstützen das Immunsystem (© Tobalu – Pixabay)

Die ATM wünscht Ihnen eine tolle, gesunde und stressfreie Reisezeit. Im vierten und letzten Teil der Serie zeigen wir Ihnen eine Auswahl von Akupunkturnotfallpunkten.

Dozenten und Autoren ATM - Autorin Kerstin Pahlke

Kerstin Pahlke

Kerstin Pahlke ist Tierheilpraktikerin, Tierphysiotherapeutin und Tierosteopathin mit eigener Praxis im Schwarzwald-Baar-Kreis. Den Ausbildungen zur medizinisch-technischen Radiologieassistentin und zur Fachlehrerin für Diagnostische Radiologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin folgten ein Studium zur Gesundheits- und Sozialmanagerin (BA) und die amtsärztliche Prüfung zur Human-Heilpraktikerin beim Landratsamt in Freiburg. Ihr besonderes Interesse gilt der klassischen Phytotherapie und Aromatherapie. Frau Pahlke betreut seit 2017 als Tutorin die Phytotherapie Skripte der ATM.

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