Felines Asthma erkennen und richtig behandeln

Felines Asthma – Eine ernste ErkrankungDoraZettFelines Asthma – Eine ernste Erkrankung

Felines Asthma – Eine ernste Erkrankung

Felines Asthma gehört zu den chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen, welche sich in keuchenden und / oder giemenden Atemgeräuschen, Leistungsverminderung und Husten bis hin zur Atemnot äußern. 2- bis 8-jährige Katzen und die Siamesen sind von dieser Erkrankung besonders betroffen. Charakteristisch ist ein plötzliches Einsetzen der Symptome. Diese können mild verlaufen, manchmal sind sie aber so gravierend, dass ein echter Notfall besteht.

Vordergründig steht die Atemnot, die hin bis zur Maulatmung verlaufen kann. Weitere Anzeichen sind eine herausgestreckte Zunge, Tachypnoe, ängstlich geweitete Augen, leicht vorgestreckter Kopf und bei starker Dyspnoe eine typische Kauerhaltung mit abduzierten Ellenbogen. In diesem schweren Zustand liegt mit ziemlicher Sicherheit eine Zyanose vor.

Meist kann bereits aus der Entfernung die Stenoseatmung erkannt werden. Husten tritt nicht immer auf, wenn dieser aber vorhanden ist, ist er meist unproduktiv und wenig feucht (Dyskrinie).

Ein Asthmaanfall kann von einigen Minuten bis hin zu Stunden verlaufen. In schweren Fällen löst sich dieser erst durch therapeutisches Eingreifen auf.

In der Tierarztpraxis beschreiben Tierhalter den Zustand manchmal so, als würde das Tier versuchen, einen Fremdkörper aus seinen Atemwegen zu befreien, wobei ein trockenes oder feucht rasselndes Atemgeräusch auftrete. Dabei besteht die Gefahr, dass dieses Verhalten mit dem erfolglosen Hochwürgen eines Haarknäuels verwechselt und dem Tier anstelle einer Therapie Malzpaste angeboten wird.

Oft wird die Diagnose „felines Asthma“ nicht rechtzeitig gestellt und die Katze bleibt jahrelang unbehandelt, so dass sich ein anfangs selten auftretendes Keuchen bis zu täglichen Asthmaanfällen steigern kann.

Zur Anatomie und Physiologie des Atmungsapparates der Katze

Die Lunge gliedert sich in eine rechte und linke Lunge, die in den Pleurahöhlen liegen. In einem relativ eng umgrenzten Bereich, der Lungenwurzel, sind sie mit dem Mittelfell verbunden. An dieser Stelle treten die Hauptbronchien und die Blutgefäße in die Lungen ein bzw. aus ihnen aus. Die Hauptbronchien teilen sich, nach dem sie in die rechte und linke Lunge übergegangen sind, weiter nach distal auf. Aus Bronchien werden so terminale Bronchuli und aus diesen respiratorische Bronchuli. Diese enden schließlich blind in den Alveolen, welche nur noch mit einem einschichtigen Plattenepithel ausgekleidet sind und den Gasaustausch durch die Größe der Oberfläche erleichtern. Die Alveolen werden durch ein feines Blutkapillarsystem der Lunge umwebt, so dass das Blut in engen Kontakt mit der Atemluft gerät und der Gasaustausch dadurch begünstigt wird. Jede Aufteilung der Atemwege bringt Strukturveränderungen mit sich. Die zelluläre Zusammensetzung ändert sich von der Trachea bis zu den Alveolen, der Anteil von Knorpel in den Atemwegen sinkt und der Anteil elastischer Fasern und glatter Muskulatur steigt, je enger die Atemwege werden. In den unteren Atemwegen gibt es nur wenig schleimproduzierende Becherzellen, dagegen sind sie in den Hauptbronchien reichlich vertreten. Zilien bekleiden die Epithelzellen der Bronchiolen. Die Wände der Alveolen bestehen dagegen nur noch aus Typ-1- und -2-Pneumozyten, die den Gasaustausch regeln.

Als Schutzmechanismen des Atmungsapparates kann die mechanische Filterung der Luft in Nase und Nasopharynx, der Hustenreflex, der mukoziliäre Apparat und die Produktion von sekretorischem Immunglobulin A (IgA) in der bronchialen Submukosa angesehen werden.

Wenn nun doch einmal Fremdpartikel bis in die Bronchiolen gelangen, werden diese durch Alveolarmakrophagen phagozytiert. In diesem Bereich können durch einen Entzündungsreiz schnell große Menge an Entzündungszellen bereitgestellt werden.

Der Respirationstrakt wird parasympathisch durch den Nervus vagus und sympathisch durch den thorakalen Anteil des Truncus sympathicus innerviert. Über eine Aktivierung des cholinergen Systems wird eine Drüsensekretion, Bronchokonstriktion, vermehrte Schleimproduktion und Vasodilatation ausgelöst. Das adrenerge System besteht im Atmungsbereich aus ß2- Rezeptoren. Werden diese aktiviert, erfolgt eine Bronchodilatation und eine verminderte Schleimproduktion.

Die asthmatische Lunge der Katze

Bei der asthmatischen Lunge ist die Verengung der Bronchien die Folge einer Schleimhautverdickung und der Bronchokonstriktion. Zusätzlich kommt es zu vermehrter Schleimbildung und -ansammlung in den Atemwegen. Dies wird von beschriebenen Entzündungsreaktionen verursacht. Ursächlich für das Bild der asthmatischen Bronchitis sind häufig allergische Grundlagen. Die Inhalation eines Antigens verursacht die starken Entzündungsvorgänge des respiratorischen Epithels. Daran sind hauptsächlich Entzündungsmediatoren wie Serotonin und Leukotriene beteiligt. Histamin (klassischerweise an allergischen Erkrankungen als „Hauptverantwortlicher“ an der Entzündungsreaktion beteiligt), welches von den Mastzellen ausgeschüttet wird, spielt beim felinen Asthma keine Rolle. Dies ist der Grund, warum der Einsatz von Antihistaminika (Antiallergika) beim felinen Asthma kontraindiziert ist.

Typischerweise erkranken Katzen mittleren Alters, durchschnittlich im Alter von 2-8 Jahren, am felinen Asthma. Es können jedoch auch Katzen jeden Alters betroffen sein. Asthma gehört zu den häufigsten Atemwegserkrankungen der Katze. Die Siamkatzen scheinen besonders anfällig zu sein und zeigen auch einen besonders schweren Krankheitsverlauf.

Felines Asthma bei Siam KatzenSiamkatzen gelten als besonders asthmagefährdet für das feline Asthma

Im gründlichen Anamnesegespräch stellt sich heraus, dass der Husten oft bereits seit einigen Wochen besteht – mit unterschiedlicher Intensität. Stress kann das Symptom deutlich verstärken. Manchmal ist das ursprüngliche Allergen zu identifizieren. Dabei sind Duftstecker, Zigarettenrauch, Kaminfeuer, neues staubiges Katzenstreu oder z.B. Malerarbeiten nur einige nennenswerte Beispiele.

Die Katzen werden dann in der Praxis mit hechelnder Maulatmung und / oder deutlich angespannter exspiratorischer Bauchatmung vorgestellt. Auskultatotisch zeigt sich ein vorwiegend exspratorisches Giemen und rasselnde Atemgeräusche. Ist dies nicht hörbar, aber vorberichtlich dennoch der Asthma-Verdacht sehr naheliegend, kann man durch ein (wenige Sekunden dauerndes!) Zuhalten der Nasenlöcher mit den Fingerspitzen ein tiefes Einatmen provozieren und damit evtl die typischen Atemgeräusche besser wahrnehmen.

Asthma teilt man generell ein in allergisches und nichtallergisches Asthma, wobei man diese Aufteilung aus der Humanmedizin übernommen hat.

Die Pathogenese des allergischen Asthmas bei der Katze

Bei einer Exposition eines inhalierten Partikels kommt es initial zu einer Typ-1-Hypersensitivitätsreaktion. Dendritische Zellen nehmen das Antigen auf und übergeben es in den regionalen Lymphknoten an T- Helferzellen vom Subtyp 1 (Th1-Lymphozyten), die mit T-Helferzellen vom Subtyp 2 interagieren (Th2- Lymphozyten). Es kommt im weiteren Verlauf zu einer Differenzierung von Immunglobulin E (IgE)- produzierenden Plasmazellen, welche an hochaffine Rezeptoren auf Mastzellen und basophilen Granulozyten binden können. Diese werden so für einen nächsten Kontakt sensibilisiert. Kommt es nun zu einem weiteren Kontakt mit dem Antigen, werden allergenspezifische IgE tragende Zellen, wie die Atemwegsmastzellen, Makrophagen und basophile Granulozyten, aktiviert. Diese produzieren und sezernieren Histamin, Eicosanoide und Sauerstoffradikale, welche eine Konstriktion der glatten Atemwegsmuskulatur, vermehrte Schleimproduktion und eine Vasodilatation zur Folge haben. Hierbei kommt der bronchialen Mikrozirkulation eine wesentliche Bedeutung zu. Durch die Entzündungsmediatoren werden mikrovaskuläre Undichtigkeiten hervorgerufen und Plasma tritt aus, so dass es zu einer Schwellung und Ödembildung der Bronchialwände kommt und die Atemwände weiter einengt. Erst nach der Spätreaktion, das heißt so 6 bis 9 Stunden nach Allergenkontakt, kommt es zu einer unspezifischen Atemwegshyperreagibilität. Dadurch, dass eine wiederholte Exposition zum allergieauslösenden Allergen besteht, geht die Krankheit in ein chronisches Stadium über. Im weiteren Verlauf verändern sich die Atemwege dergestalt, dass es zu Epitheldesquamationen, Erosionen, Ulzerationen, Metaplasie und Hyperplasie kommt.

Die nunmehr hypertrophen und hyperplastischen Becherzellen produzieren vermehrt große Schleimmengen. Des Weiteren werden die Mukosa und Submukosa von Entzündungszellen überflutet und ein Bronchialwandödem resultiert. Die ebenfalls hypertrophierte glatte Bronchialwandmuskulatur weist eine hyperkontraktile Tendenz auf, welche die Bronchokonstriktion fördert. Durch die Gesamtheit der aufgeführten Veränderungen kommt es zu einer starken Verringerung des Atemweglumens, welche sich klinisch in einer verstärkten Atmung bis hin zur Atemnot zeigt. Besonders ist die Exspirationsphase betroffen. Hierbei ist die Ausatmung verlängert und mit größerer Anstrengung verbunden.

Der Husten der Katze ist vermutlich auf die Stimulation von Reiz-Rezeptoren in den Bronchien zurückzuführen.

Die Pathogenese des nichtallergischen felinen Asthmas

Die Pathogenese des nichtallergischen Asthmas ist weitgehend unbekannt. Vermutet wird eine Form von Autoaggressionserkrankung oder Autoallergie, die durch eine vorangegangene Atemwegsinfektion ausgelöst worden sein könnte. Festzuhalten ist aber, dass auch diese Form des intrinsischen Asthmas ähnliche pathohistologischen Veränderungen aufweist wie das allergische Asthma.

Neben einer gründlichen Anamnese hilft der Hinweis an die Halter, solche „Hustenanfälle“ zu Hause mit der Kamera im Mobiltelefon zu filmen, da in der Praxis häufig kein Husten ausgelöst werden kann. Des Weiteren gehört die gründliche allgemeine Untersuchung (Herzgeräusche, Fieber, Allgemeininfekt, Katzenschnupfenkomplex etc) sowie spezielle Untersuchungen (Röntgen, EKG, Bronchoalveolarlavage etc) selbstverständlich dazu, um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen.

Felines Asthma: Mögliche Differentialdiagnosen

Differentialdiagnostisch kommen eine Reihe von Erkrankungen in Frage:

Neben der Bronchitis können auch verschluckte Fremdkörper (Grashalme) oder Neoplasien zu asthmaähnlichen Symptomen führen.
In Mitteleuropa tritt Aelurostrongylus abstrusus, in anderen Ländern auch Paragonimus kellikotti und Capillaria aerophila als Lungenwürmer auf. Etwa 5,6% der Katzen mit respiratorischen Erkrankungen aus Deutschland weisen eine Lungenwurmerkrankung auf.
Krankheiten des Lungenparenchyms (z.B. Pneumonien) treten bei Katzen sehr selten auf, wobei der Husten dabei auch nur schwach ausgeprägt ist.
Katzen mit Chylothorax zeigen gelegentlich Husten.
Bei Katzen mit akutem kongestiven Herzversagen treten häufig Dyspnoe und Atemnot auf. Dies trifft auch auf Katzen mit Thoraxerguß und Pneumothorax zu.
Um all diese Erkrankungen besser zu unterscheiden, sollten die Befunde der klinischen Untersuchung herangezogen werden.

Verschluckte Grashalme können asthmaähnliche Symptome auslösen (© byallasaa – stock.adobe.com)

Klinische Untersuchung und spezielle Diagnostik bei Verdacht auf felines Asthma

Bei der Röntgenuntersuchung (beim stabilen Patienten) kann man mit Hilfe einer seitlichen Thoraxaufnahme bei Katzen mit felinem Asthma einige sehr typische Bilder erkennen. Deutliche Bronchialastverzweigungen, fast wie Straßen oder Baumwurzeln (tramlines) oder / und runde Strukturen (Doughnuts) im Lungengewebe sind hochverdächtig für die Erkrankung. Das Bild wird bestimmt von einer bronchialen oder bronchointerstitiellen Lungenzeichnung und einem teilweise „überblähten“ Lungenfeld.

Weitere radiologische Erscheinungen können diffuse interstitielle und alveoläre Zeichnungen, Lungenhyperinflation, Atelektase einzelner Lungenlappen und / oder eine erhöhte Strahlendurchlässigkeit sein. Besonders anfällig scheint der rechte, mittlere Lungenlappen für eine Atelektase zu sein, da dieser vermutlich durch seine Lage besonders für Schleimansammlungen bevorzugt wird, welche dann die Obstruktion des gesamten Lungenlappens zur Folge haben kann.

Durch die Überblähung kann das Lungenfeld vergrößert wirken und dadurch das Zwerchfell nach kaudal verlagert sein. Auch können einzelne Rippenbrüche auf die angestrengte Atmung hindeuten.

Bei der Bronchoalveolarlavage (unter Narkose durchgeführte „Spülung“ der Lunge, um Zellmaterial für die histologische Untersuchung zu gewinnen) wird das Zellbild von eosinophilen Granulozyten dominiert. Aber auch bei anderen Atemwegserkrankungen können diese Zellen vorkommen. Zusätzlich zur Zytologie sollte aus der Lavageflüssigkeit eine bakteriologische Untersuchung eingeleitet werden (inkl Mykoplasmen, einem Erreger im Rahmen des Katzenschnupfen-Komplexes). Auch dies dient besonders dem Ausschluss anderer Bronchialerkrankungen (Pneumonien). Die Blutuntersuchung gibt ebenso den Hinweis auf eventuelle Grunderkrankungen und liefert Erkenntnisse, welche zukünftigen Therapeutika eventuell zu vermeiden wären.

Etwa 20 % der Katzen mit Asthma zeigen einen erhöhten Anteil der eosinophilen Granulozyten, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass die Katze eine Eosinophilie entwickelt, mit der Schwere der Erkrankung steigt. Andere allergische oder parasitäre Erkrankungen (Lungen- und Herzwurm, Magendarmparasiten, andere Endo- oder Ektoparasiten) führen ebenfalls zu einer peripheren Eosinophilie, so dass dieser Befund wenig hilfreich ist.

Auch eine Kotuntersuchung mit einem Larvenauswanderungsverfahren, zum Ausschluss eines Lungenwurmbefalles oder der Toxoplasmose, gehört der Vollständigkeit halber zur Diagnostik dazu. Ist die Verdachtsdiagnose bestätigt oder liegt ein hochgradiger Verdacht vor und die Katze befindet sich in einem Anfall, sollten schnellstmöglich therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden.

Therapie des felinen Asthmas

Die Behandlung des felinen Asthmas hat schulmedizinisch kein einheitliches, beschreibendes Konzept, wobei auch nur wenige Studien vorliegen, die eine spezifische Behandlung bewerten. Dagegen wurden in der Humanmedizin wichtige Komponenten der Therapie durch ein Expertenkommitee festgelegt.

In der asthmatischen Therapie unterscheidet man die Notfall- von der Dauertherapie.

Felines Asthma: Die Notfalltherapie in der Praxis

Spricht eine Katze mit akuter Atemnot schnell auf die Gabe von Brochodilatatoren (Asthma-Spray) an, wird die Diagnose schon fast sicher. Zu beachten ist, dass ein Patient mit akuter Atemnot selbstverständlich zuerst stabilisiert werden muss, bevor die zahlreichen Untersuchungen erfolgen können. Atemnot ist ein Notfall! Zur Notfalltherapie gehören neben der Sauerstofftherapie auch ein venöser Zugang und die Applikation von kreislaufstabilisierenden Medikamenten. Eine Sedation und Intubation kann gegebenenfalls ebenso erforderlich sein.

Wichtig ist, die Tiere nicht zusätzlich zu stressen. Sind die Tiere noch nicht allzu sehr gestresst, kann der Sauerstoff über eine Nasensonde zugeführt werden. Hierbei wird eine Ernährungssonde, die mit ein wenig Gleitgel und Lidocain eingecremt wird, ca. 2 cm in eine Nasenöffnung geschoben und fixiert. Der Sauerstoff wird zur Anfeuchtung durch eine sterile Flüssigkeit geleitet und mit einer Rate von 0,5 l/min appliziert. Der Sauerstoff ist so zu verabreichen, dass er bis in die Alveolen gelangt und nicht in der Raumluft hängen bleibt. Die sich anschließende medikamentöse Therapie wird zur schnelleren Wirksamkeit intramuskulär verabreicht. Dazu eignen sich Bronchodilatatoren wie z.B. Terbutalin in einer Dosis von 0,01 mg/kg i.m. Der Zustand der Katze sollte sich innerhalb von 30-45 Minuten verbessert haben (rosa Zunge, erleichterte Atmung).

Weiterhin werden Kortikosteroide angewendet, um die Schwellung und Entzündung der Bronchialschleimhaut zu vermindern. Meist kommen sie dann zum Einsatz, wenn die Bronchodilatatoren nicht gewirkt haben. Stellt sich keine Besserung ein und die Tiere sprechen gar nicht auf die Therapie an, erfolgt eine temporäre künstliche Beatmung mit 100 % Sauerstoff.

Felines Asthma: Die Notfalltherapie zuhause

Für die akute Notfalltherapie beim Tierhalter zu Hause eignen sich schnell wirksame Bronchodilatatoren. Toleriert die Katze es, kann das Arzneimittel (hier z.B. Salbutamol, Terbutalin) als Sprühstoßvernebelung eines Dosieraerosols über eine Atemmaske verabreicht werden. Hierfür gibt es einen sogenannten „Spacer“ mit Aufsatz für die Maske (z.B. von der Firma AeroKat®), in dessen Innenraum der Sprühstoß gegeben wird. Die Katze sollte zwischen 7-20 Atemzüge genommen haben. Ist die Anwendung eines Dosieraerosols nicht möglich, kann der geübte Katzenhalter eine subkutane Injektion (mit Terbutalin) verabreichen. Spricht die Katze nicht innerhalb von 15-30 Min auf das Medikament an, ist sofort der Tierarzt aufzusuchen. Wichtig ist bei allem, eine ruhige Vorgehensweise zu bewahren, um unnötigen Stress für das Tier zu vermeiden.

Die Dauerbehandlung des felinen Asthmas

Bei der Behandlung einer asthmatischen Katze handelt es sich meist um eine lebenslange Dauerbehandlung. Die Therapie besteht aus der Allergenvermeidung, der Entzündungshemmung und der Anwendung von Bronchodilatatoren (ß2-Sympathomimetika, Methylxanthine wie Theophyllin / Aminophyllin oder Propentofyllin).

Für den Tierhalter ist es wichtig zu wissen, dass eine Allergeneinwirkung zur Auslösung eines Anfalles und zur Verschlimmerung des Krankheitsgeschehens führen kann. Es lassen sich natürlich nicht alle Allergene vermeiden und häufig hängt auch viel vom Verständnis und der Konsequenz des Tierhalters ab (z.B. Raucherhaushalt).

Leider ist der systemische Einsatz von Glukokortikoiden besonders in der Anfangsphase oft unumgänglich, um die starken entzündlichen Veränderungen an der Bronchialschleimhaut schnell zu lindern und abschwellen zu lassen. Dabei muss der Halter über die potentiellen Nebenwirkungen, wie einem Diabetes mellitus, unbedingt aufgeklärt werden.

Zwar zeigen die meisten Katzen im Vergleich zu anderen Tierarten weniger zu unerwünschten Wirkungen bei der systemischen Therapie mit Glukokortikoiden, trotzdem sollte zur Behandlung des Asthmas der Katze die inhalative Therapie bevorzugt werden. Die Wirkstoffe gelangen so gezielter in die unteren Atemwege und können so direkter wirken, ohne möglicherweise Nebenwirkungen zu verursachen. Gerade die systemische Anwendung von Kortikosteroiden kann schwerwiegende Nebenwirkung (z.B. Diabetes mellitus) nach sich ziehen und sollte, wenn möglich, auf Dauer vermieden werden.

Am Besten gewöhnt man die Katze langsam an das Inhalationsgerät, in dem man es ein paar Tage auf dem Boden liegen lässt, so dass sich die Katze dieses genau anschauen kann. Dann setzt man der Katze nur die Maske auf die Nase, wiederholt dies ein paar Mal und belohnt die Katze mit Leckerlies oder Streicheleinheiten. In den nächsten Tagen verlängert man die Zeitdauer des Verbleibens der Maske auf der Nase so lange, bis das Tier eine Zeit von 30-60 Sekunden toleriert. Danach beginnt man behutsam, das Medikament (z.B. Viani®) zu verabreichen. Idealerweise wird der Pumpstoß getätigt, bevor die Maske auf das Gesicht aufgesetzt wird, um das Tier nicht unnötig zu verschrecken. Viani® besteht aus einem entzündungshemmenden Wirkstoff sowie einem langwirkenden Bronchodilatator und wird in der Regel mit 2 x täglich 1 Pumpstoß dosiert.

Meist wird initial mit einer peroralen Therapie begonnen und anschließend mit der inhalativen Methode versucht, die minimalste und aber effektivste Dosierung zu finden.

Bronchodilatoren wie Theophyllin, in einer Dosierung von 4 mg/kg Katze, können auch in Tablettenform 2-3 x täglich verabreicht werden. Dabei sind aber die Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall, ein erhöhtes Trinkverhalten und die geringe therapeutische Breite störend. Außerdem wirkt Theophyllin nicht immer.

Als Alternative zu Theophyllin kann auch Propentophyllin (Karsivan®) eingesetzt werden. Gelingt weder die inhalative noch die perorale Therapie, können Steroide mit Depotwirkung (z.B. Depot-Medrol® 10-20 mg/ Katze i.m. oder s.c. alle 2-4 Wochen) eingesetzt werden. Dies ist jedoch immer nur als letzte Möglichkeit zu betrachten. Auf die Therapie sollte die Katze innerhalb von 1-2 Wochen ansprechen, wobei sich die Dyspnoe, die Leistungsminderung und der Husten verbessert haben sollte.

Bei übergewichtigen Katzen ist das Gewicht sukzessive über mehrere Monate zu reduzieren, um das Atmen zu erleichtern. Zur Kontrolle auf das Ansprechen der Therapie sollten Röntgenaufnahmen der Lunge angefertigt werden. Bei Nichtansprechen auf die vorherige Therapie kann sodann weitere Diagnostik durchgeführt werden, wie z.B. die BAL und/oder das Überdenken der derzeitigen Medikamentengabe.

Allergenspezifische Immuntherapie bei der asthmatischen Katze

Bei dieser spezifischen Immuntherapie (Hypo- oder Desensibilisierung) werden die zuvor in Allergietests identifizierten Allergene in steigender Dosierung meist über mehrere Wochen subkutan appliziert. Bei Menschen ist diese Therapieform bei der allergischen Rhinokonjunktivitis und beim allergischen Asthma seit langem fest etabliert und weist eine hohe Erfolgsquote auf. In einer kleinen Studie an Katzen konnte mit dieser Immuntherapie gezeigt werden, dass bei 67% der getesteten Katzen nach 6-9 Monaten eine vollständige Kontrolle des Asthmas eintrat und die Tiere keine Medikamente mehr benötigten. Bei den restlichen 33 % der Katzen konnte damit eine deutliche Reduktion des Bedarfs an inhalativen Glukokortikoiden erreicht werden.

Ciclosporin A in der Therapie des felines Asthmas

Ciclosporin A wird im Endstadium beim hochakutem Asthma angewendet, in einer Dosierung von 10 mg/kg p.o., bis zu zweimal täglich. Dabei sollte ein Blutspiegel von 500 ng/ml erreicht werden.

Fazit

Auch wenn ein auslösendes Allergen nur schwer zu identifizieren und eine vollständige Vermeidung selten praktikabel ist, sollten dennoch unspezifische atemwegsreizende Substanzen (Rauch, Staub, Parfüm, Duftstecker) verhindert oder mindestens minimiert werden. Mit einer regelmäßigen Medikamentengabe ist die Prognose recht gut. Die Erkrankung ist nicht heilbar, eine lebenslange Therapie ist notwendig.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten als Zusatztherapie des felinen Asthmas
Allgemeines

Wichtig ist, und dies sollte auch der tiermedizinischen Therapieform angehören, dass der asthmatisch erkrankten Katze täglich Inhalationen mit Kochsalz, besser noch mit Meersalz angeboten werden, um die Atemwege anzufeuchten, von Schleim zu befreien, weit zu halten und zu pflegen.

Wie heilvoll die Wirkung der Meeresluft sein kann, zeigte sich an meiner eigenen an Asthma leidenden Katze. Auf der Insel Römö zeigte sie während des gesamten Aufenthaltes keinen einzigen Anfall oder irgwendwelche Anzeichen einer Atemnot. Zum Inhalieren kann man sich professioneller Geräte bedienen. Eine günstigere Variante wäre z.B. die Katze in einen Transporter oder eine Kiste zu setzen, mit Handtüchern einige, aber nicht alle Öffnungen abzuhängen und eine Meersalzlösung im Inneren verdampfen zu lassen (dabei darf keine Gefahr durch Verbrühungen bestehen!).

Des Weiteren sollte Stress in jeder Weise vermieden und das Tier von möglichen Allergenquellen ferngehalten werden. Dazu gehört auch, die Katze beim Staubsaugen aus dem Raum zu nehmen. Speziell bei im Haus gehaltenen Katzen sollte regelmäßig und öfters am Tag gelüftet werden.

Die alternative Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Krankheit, zusätzlichen Begleitkrankheiten und dem individuellen Typus der Katze. Speziell die homöopathische Behandlung betrachtet die individuellen Symptome und therapiert danach. Leider wird die Diagnose felines Asthma meist sehr spät gestellt, so dass sich ein Remodelling der Atemwege und manchmal sogar noch eine Herzhypertrophie (aufgrund des häufigen Pumpens) schon längst eingestellt haben.

Ernährung der asthmakranken Katze

Es können auch Kohlenhydrat- oder andere Futterunverträglichkeiten bestehen, die sich auch in asthmaoiden Zuständen zeigen könnten. In einem solchen Fall kann mit Ausschlußdiäten versucht werden, ein geeigneteres Futter zu finden, um die Symptome zu lindern. Es gibt auch speziell hypoallergenes Futter als Fertigfutter zu kaufen, welches ausprobiert werden sollte. Nach der Lehre der TCM wird bei schwacher, flacher Atmung empfohlen, wärmende und neutrale Futternahrungmittel zu wählen. Dazu zählen z.B. Huhn, Lamm, Wild, Rind, Lachs, Thunfisch, Reis und Karotten. Es sollte vermieden werden, zuviel Truthahn und rotes Fleisch zu füttern, weil diese die Schleimproduktion anregen könnten.

Futterzusätze

Da bei asthmatischen Erkrankungen meist die antioxidative Schutzfunktion vermindert ist, erscheint eine zusätzliche Verabreichung der Vitamine C und E und von Selen mit dem Futter als sinnvoll. Eine zu geringe Versorgung an antioxidativen Vitaminen korreliert möglicherweise mit der Schwere der Erkrankung.

Katzen vertragen 2 x 250 mg Ascorbinsäure im Allgemeinen gut. Der Durchfall stellt den limitierenden Faktor dar.
Vitamin EVitamin E oder Nachtkerzenöl sollte täglich angewendet werden (50 IU Vitamin E).
kleine Mengen Fischöl (200 mg Docosahexaensäure und 300 mg Eicosahexaensäure, Vitamin E) könnte ausprobiert werden. In einer kleinen Studie an asthmatischen Katzen konnte damit die Symptomhäufigkeit reduziert werden. Aber Vorsicht ist geboten, da Katzen ab und an allergisch auf Fischöl reagieren können.
Nachtkerzenöl zur täglichen Anwendung bei Katzen beim felinen AsthmaNachtkerzenöl zur täglichen Anwendung (© Madeleine Steinbach – stock.adobe.com)
Weiterhin sind Zusätze geeignet, um die Lungen zu unterstützen und Imbalancen der Lungen auszugleichen.

  • Vitamin-B-Komplex wird mit ¼ Dosis der Humandosierung angewendet
  • Seetangpulver, täglich mit 1/16 Teelöffel anwenden
  • Coenzym Q ist hilfreich bei der Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff und kann laut japanischen Studien weiterhin den Blutdruck senken, wirkt als Antihistaminikum und hemmt das Krebswachstum.
  • Oft weisen hospitalisierte, asthmatische Katzen eine Hypomagnesiämie auf und haben eine verkürzte Lebenserwartung. Daher könnte es sinnvoll erscheinen, geringe Mengen an Magnesium täglich zu substituieren.
  • Anthroposophische Tiermedizin zur Behandlung des Katzenasthmas
  • Eine andere Möglichkeit wäre, mit Pulmo / Tartarus stibiatus1 in Kombination mit Cuprum aceticum comp. zu versuchen, die Symptome abzumildern und um damit eine Dosisreduktion der Medikamente zu erreichen.

Pulmo / Tartarus setzt sich aus Pulmo bovis Gl Dil. D5 und Tartarus stibiatus Dil. D7 zusammen und wird nach der anthroposophischen Naturerkenntnis eingesetzt zur Strukturierung und Reorganisierung des Aufbaustoffwechsels bei entzündlichen Erkrankungen der Atemwege.

In Tartarus stibiatus wurde Antimonit (Stibium sulfuratum nigrum naturale, Grauspießglanz) in einem komplexen Herstellungsverfahren mit Weinstein verbunden. Tartarus stibiatus reorganisiert bei entzündlichen Prozessen ausgeschiedene Eiweißstoffe.
Cuprum aceticum comp. besteht aus Cuprum aceticum Dil. D5, Nicotiana tabacum e foliis ferm 33b Dil. D9 und Renes bovis Gl Dil. D5 und wird nach anthroposophischer Überzeugung eingesetzt zur Harmonisierung der dystop eingreifenden Empfindungsorganisation bei Neigung zu Krämpfen der glatten Muskulatur wie z.B. Bronchialasthma. Kupfer ist ein Metall der Wärme. Es kann Wärme besonders gut speichern, leiten und abgeben. Als Arzneimittel wirkt es auf die Wärmeverteilung im Körper. Durch die Essigsäure bekommt das Kupfer einen Bezugspunkt zur Atmung. Eine gesunde Atmung hat ein ausgeglichenes Verhältnis in Bezug auf An- und Entspannen. Kann bei einer gestörten Atmung auf die Spannung kein Entspannen folgen, entstehen Krämpfe. Diese sind gut über Kupfer verlaufende Wärme zu lösen.
Die Dosierung: 1 x täglich je Arzneimittel eine halbe Ampulle
Westliche Phytotherapie in der Behandlung des felinen Asthmas
Weiterhin könnte mit traditionellen Kräutern wie mit Ammi Visnaga (Bischofskraut, Zahnstocher-Ammei), Glycyrrhiza glabra (Süßholzkraut) und Lobelia inflata (Lobelie) versucht werden, Linderung der Symptome zu erreichen, wobei die Lobelie sehr stark wirkt und mit Vorsicht anzuwenden ist.

Ammeos Visnagae Fructus wirkt muskulotrop und spasmolytisch auf die Bronchialmuskulatur, aber auch auf die Muskulatur des Magen-Darmtraktes, des Urogenitaltraktes, der Gallenwege und der Koronargefäße. Die Hauptinhaltsstoffe sind die Furanochrome Khellin und Visnagin. Die Begleitinhaltsstoffe, die Cumarinderivate wie Visnadin, Samidin, sind an der Gesamtwirkung vor allem an der spasmolytischen und koronarerweiternden Wirkung beteiligt.
Liquiritiae Radix wirkt aufgrund seiner Inhaltsstoffe, den Saponinen und hier ist die Glycyrrhizinsäure hervorzuheben, sekretolytisch und sekretomotorisch bei Husten, Bronchialkatarrhen und Entzündungen der oberen Luftwege. Weiterhin besitzen Süßholzextrakte antibakterielle und antifungische Eigenschaften.
Die Wirkung des Lobelien-Extraktes beruht auf den Gesamtinhaltsstoffen und nicht auf Einzelalkaloiden, welche die Nervenendigungen des Lungenvagus und der Bronchialmuskeln lähmt, so dass die Luft freier und ohne entgegenstehende Hindernisse in die Alveolen einfließen kann. Der Lobelie wird daher ein günstiger Einfluss auf Asthma, auch dem nervös oder durch organische Erkrankungen bedingtes, zugesagt.
Auch andere Pflanzen wie Fenchelsamen (Foeniculi fructus), Quebrachorinde (Quebracho cortex), Spitzwegerichkraut (Plantaginis lanceolatae herba), Thymian (Thymi herba), Vogelknöterichkraut (Polygoni avicularis herba), Alantwurzestock (Helenii rhizoma), Efeublätter (Hederae folium) und Sternanis (Anisi stellati fructus) können der Therapie förderlich sein.
Da Katzen nicht immer begeistert auf Teezubereitungen reagieren, kann je nach Tier probiert werden, eine akzeptable Teemischung zu finden. Am Besten vermischt man den wässrigen Auszug mit dem Futter. Bei sehr toleranten Katzen funktioniert auch die Gabe übers Mäulchen mit einer Einwegspritze. Dann aber an eine Belohnung denken.

Andere Pflanzendrogen

Gingko biloba konnte im Meerschweinchenversuch die Bronchokonstriktion hemmen. Vermutet wird, dass der plättchenaktivierende Faktor (PAF) ebenfalls an der Entzündungskaskade des Asthmas beteiligt ist und Ginkgo hat PAF hemmende Inhaltsstoffe (Ginkgolide).
Ägyptisches Schwarzkümmelöl (Nigella sativa), 4-6 Tropfen täglich unters Futter mischen, sofern die Katze es aufgrund des Geschmackes tolerieren sollte. Es besitzt neben antioxiadativen auch antiallergische Eigenschaften, indem die übertriebene Immunantwort harmonisiert und die Mastzelldegranulation verringert wird. Weiterhin löst es Sekret und wirkt bronchodilatativ. Ansonsten eignet sich Nigella sativa auch für Inhalationen, in dem man ½ bis 1 Teelöffel mit kochendem Wasser mischt. Die Katze sollte morgens uns abends den Dampf einatmen.
Ginko Biloba beinhaltet PAF hemmende Inhaltsstoffe bei Katzen beim felinen AsthmaGinko Biloba beinhaltet PAF hemmende Inhaltsstoffe
Ayurvedische Phytotherapie zur Behandlung des felinen Asthmas
Tylophora asmatica, auch „Asthmatica“ oder „Brechschwalbenwurz“ genannt, ist die indische Liane und hat vermutlich antiallergische Eigenschaften. Die Einheimischen von z.B. Sri Lanka, Burma und Südindien kauen bei Schnupfen und Bronchitis die Blätter und sind nach kurzer Zeit beschwerdefrei. Dieser Zustand hält bis zu 3 Monate an. Ähnliche Langzeitwirkungen konnte bei allergischen Asthmatikern festgestellt werden, die nach Anwendung mehrere Monate beschwerdefrei waren. Um aber unerwünschte Nebenwirkungen gering zu halten, sollte Tylophora nur in Kombinationen und nie als Einzeldroge angewendet werden.
Coleus forskolii (Buntnessel) hat u.a. leichte bronchodilatierende Eigenschaften (aufgrund des Terpens Forskolin). Darüber hinaus wirkt es blutdrucksenkend, verbessert die Energieversorgung der Zellen und verhindert die Verkapselung der Bakterien bei chronischer Blasenentzündung, um nur einiges zu nennen.
TCM-Kräuter bei felinem Asthma
Nach der TCM kann sich Asthma entwickeln, wenn das Lungen-Qi nicht nach unten absteigen kann. Dies kann z.B. vorkommen, wenn Schleimansammlungen (häufigste Ursache von Asthma bei Katzen nach der TCM) den Weg nach unten blockieren. Bei Katzen könnte eine Kohlenhydratunverträglichkeit Ursache von Asthma sein. Um die Schleimobstruktion der Lunge zu lösen gibt es verschiedene Rezepturen.

Hierzu ein Beispiel: Su Zi Jiang Qi Tang (Qi senkendes Perilla Dekokt) ist für ältere Katzen mit Asthma und feuchtem Husten und bei frühem Verdacht auf eine renale Azotämie indiziert. Meist liegt zusätzlich eine Hinterhandschwäche und Steifheit im Lendenwirbelbereich vor. Dosiert wird mit einer Anfangsdosis von ¼ Teelöffel auf 5-7,5 kg, verteilt auf zwei tägliche Dosen. Eine andere Ursache für Asthma kann ein Lungen-Yin-Mangel sein, welcher die Lunge austrocknet. Sha Shen Mai Dong Tang (Dekot aus Glehnia und Schlangenbartwurzel / Ophiopogon) ist ein Beispiel für die Anwendung bei einem Yin-Mangel mit tief sitzendem, trockenem Husten ohne Nasensekret. Diejenigen Tiere, für die Sha Shen Mai Dong Tang geeignet sein könnte, zeichnen sich durch eine Wärmeintoleranz und verstärkten Durst aus. Es nährt und befeuchtet und wird mit einer Anfangsdosis von ¼ Teelöffel auf 5-7,5 kg, verteilt auf zwei Tagesdosen, eingesetzt.

Außerdem gibt es Rezepturen, die einen Lungen-Qi- und Lungen-Yin-Mangel behandeln. Ein Bespiel hierzu ist Bu Fei Tang (Lungen tonisierendes Dekot), welches sich bei Katzen mit chronisch asthmatischen Husten mit dünnem und spärlichem Sputum eignet. Zu den weiteren Symptomen zählen z.B. geringe Energie, schwache Stimme, Schwäche, Blässe und Kälteintoleranz. Die empfohlene Dosis: ¼ Teelöffel pro 5-7,5 kg, verteilt auf 2 Einzeldosen.

Sollte sich aus einem zunehmenden Lungen-Qi-Mangel ein gleichzeitiger Nieren-Qi-Mangel entwickeln, bietet sich ebenfalls ein Pulver an: Ren Shen Ge Jie San heißt übersetzt ungefähr „Ginseng-und Gecko-Pulver“ und ist indiziert zur Lungen- und Milz-Qi-Tonisierung bei Feuchtigkeits- und Schleimansammlung und Hitze im Brustbereich. Das Tier weist einen chronischen Asthmahusten, eine kraftlose und keuchende Atmung, eine Kälteaversionen, eine Belastungsintoleranz und ein gelbes Sputum an Symptomen auf. Die Anfangsdosierung ist ¼ Teelöffel auf 5-7,5 kg, verteilt auf zwei Dosen pro Tag.

Zur Wirkverstärkung und zur Linderung von Stauungen in der Brust könnte ein Senfwickel (über Bl 13, Bl 20, Bl 43, und Bl 44) zweimal täglich über 10 Minuten angewendet werden. Auch bietet sich zur besseren Wirkung die Akupunktur an.

Akupunktur bei felinem Asthma

Die Akupunktur stellt eine gute Zusatzbehandlung bei Katzen mit Asthma dar und kann als Therapieoption das Allgemeinbefinden der Katzen beträchtlich verbessern. Die Lunge gehört zum Element Metall und ist besonders im Herbst anfälliger für Erkrankungen. Asthmatische Tiere erleiden meist zwischen 3 und 5 Uhr massive Anfälle.

Je nachdem, ob die Erkrankung vorwiegend durch eine Störung des Oberen, Mittleren oder Unteren Erwärmers zum Tragen kommt, werden unterschiedliche Punkte in Betracht gezogen.

Bei Erkrankungen des Oberen Erwärmers zeigt das Tier eher eine Lungen-Yin und / oder Lungen-Qi-Leere. Bei bestehender Lungen-Yin-Leere sollten die Lungen befeuchtet werden, damit der Schleim aufgelöst wird und der Husten kontrolliert wird. Bei bestehender Lungen-Qi-Leere sollte das Qi tonisiert werden, die Lunge gestärkt und der Hustenreiz gemildert werden. Meist besteht zur Lungen-Yin-Leere gleichzeitig die Lungen-Qi-Leere.

Störungen des Mittleren Erwärmers: Asthma kann nach der TCM auch auf Begleiterscheinungen einer Leere in anderen Organsystemen zurückgeführt werden wie z.B. auf lange bestehende Störungen im Bereich Milz/Pankreas oder Leber. In einer schwachen Milz stauen sich Flüssigkeiten an, die sich im Mittleren Erwärmer ansammeln. Damit ist dann die Lunge überlastet, da sie immer mehr produzierte Flüssigkeit bewegen muss.

Leberstörungen zeigen sich in Stagnationen und Flüssigkeitsansammlungen im Mittleren Erwärmer. Sollte das Tier schmerzhaft auf Berührungen im Lendenbereich reagieren oder sich nicht gerne hochheben lassen, sollte an eine Störung der Leber gedacht werden. Flüssigkeiten, die zäh und klebrig werden und sich im Verdauungstrakt ansammeln, können auf eine Unterfunktion von Leber und Milz / Pankreas hindeuten. Dieser Schleim lässt sich nur schwer von der Leber bewegen. Letztendlich beeinträchtigt dieser den Flüssigkeitstransport im Körper und belastet damit die Lunge. Das Therapieziel: Ausleiten von Flüssigkeiten durch Schleimauflösung und Wasserausleitung über die Nieren, Qi-Aktivierung, Unterstützung der Zirkulation von Qi und Hustenreizmilderung. Die ausgesuchten Akupunkturpunkte sollten das Ziel haben, vor allem das Lungen Qi zu tonisieren.

Störungen des Unteren Erwärmers können bestehen, wenn eine Nieren-Qi- oder Yang-Schwäche vorliegt. Die Niere hat nach der TCM ebenfalls mit der Ausatmung zu tun, denn sie ergreift die Feuchtigkeit, die durchs Atmen der Lunge am Ende des Inhalationsprozesses entsteht, zieht diese nach unten, so dass sie mit dem Urin ausgeschieden werden kann. Ist dieser Vorgang gestört, kann die Niere nicht im ausreichenden Maße die Feuchtigkeit nach unten transportieren. Die Folge davon ist eine Flüssigkeitsansammlung und Schleimbildung in der Lunge. Therapiepunkte könnten gewählt werden, um das „Yin“ zu tonisieren, den Hustenreiz zu lindern, die Passage von Flüssigkeiten im Mittleren Erwärmer in Richtung Unteren Erwärmer zu fördern, das Nieren Yang zu stärken, Qi im kaudalen Bereich zu tonisieren, die Nieren zu tonisieren und in ihrer Funktion zu stärken, das Lungen Qi zu regulieren und Nässe zu beseitigen.

Generell sollte in der Phase der Remission „tonisierend“ behandelt werden, um Lunge, Milz und Niere zu stärken. Im akuten Stadium behandelt man eher Punkte, die den Husten mildern, das Lungen-Qi nach unten bewegen, exogene pathogene Faktoren ausleiten und den Schleim auflösen.

Akupressur bei felinem Asthma

Es bieten sich für die Akupressur z.B. folgende Punkte an:

Konzeptionsgefäß (KG) 17: das „Zentrum der Brust“, ist ein Spezialpunkt der Atemwege, oberer„respiratorischer“ Alarmpunkt des 3 E-Meridians. Stärkt das Zwerchfell und verbessert die Beweglichkeit des Brustkorbes, ist besonders bei bronchialem Asthma (auch bei Hustenerkrankungen mit oder ohne Feuchtigkeit) geeignet. Die Anwendungstechnik ist durch Halten des Punktes oder der Ausübung kreisförmiger Bewegungen gegeben.
Lunge (Lu) 9: „Tiefster Abgrund“, Lu 9 kräftigt und stärkt die Lunge, löst Schleim und lindert den Husten bei Asthma und Bronchitis. Der Punkt sollte über 15 Sekunden gehalten werden.
Blase (BL) 20: Die „Grube der Milz“, gilt als der Zustimmungspunkt für Milz / Pankreas und hilft das Milz-Qi bei seinen Aufgaben. Am Besten hält man den Punkt mit stetigem Druck oder massiert kleine Kreise.
Magen (Ma) 36: der Punkt der „Drei Dörfer“ oder die „Asiatische Ruhe“, hilft generell bei der Unterstützung und Stärkung des Qi des Körpers mit. Dieser Punkt sollte mit stetigem Druck oder kreisenden Bewegungen behandelt werden.
Bei älteren Tieren mit Lungenproblemen hat sich die nachfolgende Beschreibung der Massage- und Akupressurtechnik bewährt:

Zwischen den Schulterblättern sollte mit leichtem Druck 2 Minuten lang in Längsrichtung hin und her massiert werden.
Entlang der vorderen Mittellinie reiben, dabei an der ersten Rippe beginnen und bis zum zweiten Zitzenpaar massieren, um Herz und Perikard zu stimulieren.
Blase 23 drücken, das ist der Zustimmungspunkt der Niere.
Um das Qi zu stärken und Schleim zu lösen, vom Knie abwärts, an der Außenseite des Hinterbeins, mit kleinen kreisförmigen Bewegungen und mit leichtem Druck reiben.
Um Stauungen der Leber zu lösen und abzubauen, mit einem Finger an der Innenseite des Unterschenkels nach unten massieren.

Hydrotherapie zur Behandlung der asthmatischen Katze

Feuchtwarme Umschläge können zur raschen Linderung bei leichter bis mittelgradiger Dyspnoe eingesetzt werden. Weiterhin können diese Umschläge pulmonale Stauungen oder Schwellungen auflösen. Dazu legt man ein feuchtes Handtuch solange in die Mikrowelle bis es dampft. Handwarm wird es für 3 Minuten um den Brustkorb der Katze gelegt. Danach wird ein in Eiswasser getauchtes Tuch genommen und der Brustkorb damit abgerieben. Diesen Vorgang sollte man zweimal wiederholen.

Fazit

Letztendlich wird der Erfolg der Therapie maßgeblich von der Schwere der Erkrankung, dem Verständnis und der Compliance des Tierhalters und natürlich auch vom Wesen und der Akzeptanz des Tieres für eine gewählte Therapie mitbestimmt.

Bei Tieren dürfen nur Homöopathika die als Tierarzneien registriert sind, eingesetzt werden.

Der Beitrag wurde am 25. November 2014 veröffentlicht.
Letzte Aktualisierung erfolgte am 02. März 2020.

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