Pferdeweide: Bäume und Sträucher für Pferde

Pferdeweide: Bäume und Sträucher für Pferde. Hier mit altem Weidenbestand. (Patricia Lösche)

Warum Gehölze auf der Pferdeweide sinnvoll sind, haben wir im ersten Teil des Artikels beschrieben. Hier verraten wir jetzt, welche Pflanzen sich dafür eignen. Denn wer die passenden Bäume und Sträucher entlang von Pferdekoppeln oder Stallanlagen und Reitplätzen pflanzt, der braucht sich um eine gesunde Nahrungsergänzung weniger Gedanken machen. Knospen, Blätter und Blüten, Zweige, Rinde und Früchte tun dem Pferd gut und machen Ernährung kurzweiliger und vielseitiger. Wer keinen eigenen Stall, aber einen Garten hat, kann statt reiner Ziergehölze auch pferdetaugliche Pflanzen setzen und als Mitbringsel zum Reiten mitnehmen. Oder bei einem Spaziergang den einen oder anderen leckeren Zweig ernten, wenn er die Pflanzen kennt, die Pferde fressen dürfen.

Es gibt sowohl Bäume, als auch Sträucher, die für eine Bepflanzung am Rande einer Pferdeweide, eines Reitplatzes oder am Stall geeignet sind. Damit lässt sich eine schön strukturierte Bepflanzung zusammenstellen, die nicht nur dekorativ ist, sondern Pferden schmeckt und gesund ist. Oder aber sie schaffen eine Insel auf der Pferdeweide, die Pferde gern zum Schutz gegen Wind aufsuchen, und die sich später, wenn die Bäume hoch genug sind, auch als natürliche Schattenspender und Regendach eignen. Zugegeben, bis die Pflanzen groß genug sind, vergehen drei bis vier Jahre. Aber es lohnt sich. Und es sieht schön aus.

Weide – gesunder Snack am Wegesrand (Foto: Lösche)

Weide (Salix sp.)

Extrem gut schnittverträglicher, an eher feuchte Standorte angepasster, medizinisch wertvoller Laubbaum oder auch Strauch. Der recht große „Durst“ entzieht feuchten Koppeln Wasser. Vor Blattaustrieb im Frühjahr erscheinen die Blütenkätzchen, was sehr hübsch aussieht. Die Rinde enthält medizinische Wirkstoffe, u.a. Phenolglykoside, Gerbstoffe, Salicin und Salicinderivate, Flavonoide, die unter anderem Schmerz lindernd wirken.

Salicin wird erst in der Leber zur Schmerz und Entzündung hemmenden Salicylsäure verstoffwechselt, einer Vorstufe von Acetylsalicylsäure (ASS), dem bekannten Wirkstoff etlicher Schmerzmittel. Deshalb hat Weidenrinde nicht deren negative Auswirkung auf den Magen. Vermutlich aufgrund von Synergieeffekten der Inhaltsstoffe ist die Rinde zudem wirkungsvoller, als der Gehalt an Salicin vermuten lässt. Pferde verstoffwechseln es allerdings sehr schnell, sodass ein ausreichend hohes Wirkniveau kaum erreicht wird. Als Abwechslung im Speiseplan von Rehepferden trotzdem empfehlenswert. Die Weide ist sehr wuchsfreudig. Auf die Pferdekoppel gepflanzt, steht den Pferden schon nach wenigen Jahren ein natürlicher Schattenspender zur Verfügung.

Eberesche (Foto: Lösche; Zeichnung: gemeinfrei via Wikimedia Commons)

Eberesche (Sorbus aucuparia)

Ein hübscher, zierlicher, ökologisch sehr wertvoller Laubbaum. Im Frühjahr trägt er weiße Blütendolden, im Herbst rote Früchte. Die Eberesche ist sehr anspruchslos, frosthart und windfest. Das Laub zersetzt sich schnell und hat einen hohen Magnesiumgehalt. Damit „düngt“ sich der Baum auch selbst. Die Früchte sind ungiftig, reich an Vitamin C und bei vielen Tieren beliebt. Naturheilkundlich werden Tees der Blätter bei Magen- und Atemwegsproblemen verwendet.

Bäume und Sträucher für Pferde: Pappel (Fotos: Lösche; Zeichnung gemeinfrei via Wikipedia/Creative Commons 3.0)

Pappel (Populi sp.)

Pappeln sind Laubbäume. Die meisten Arten vertragen viel Feuchtigkeit, aber keine Trockenheit. Also optimal, um feuchten Koppeln das Wasser abzugraben. Allerdings werden sie sehr hoch, sofern sie nicht geschnitten werden. Aber das vertragen sie gut. Medizinisch werden vor allem die Knospen, aber auch die Rinde verwendet. Sie enthalten Salicin, Salicortin und Populin, die schmerzstillend und entzündungshemmend wirken. Was für die Weide gilt, gilt auch für die Pappel: Weil aus diesen Wirkstoffen erst in der Leber Acetylsalicylsäure (ASS) gebildet wird, entfällt dessen Magenschleimhaut schädigende Wirkung. Die enthaltenen Gerbstoffe und ätherischen Öle wirken antibakteriell und desinfizierend.

Bäume und Sträucher für Pferde: Birke (Fotos: Lösche)

Birke (Betula sp.)

Es gibt viele verschiedene Birkenarten, die unterschiedlich hoch werden können. Sie zählen zu den sogenannten Pionierpflanzen, Pflanzen, die sich schon unter ungünstigen Bedingungen ansiedeln und schnellwüchsig sind. Wie Pappeln und Weiden mögen sie feuchten Boden. Die helle Rinde des Stammes sieht hübsch aus. Manche Arten haben weich herabhängende Äste und entwickeln dadurch ein attraktives Wuchsbild. Die Blätter fördern den Harnfluss und werden bei Infekten der Harnwege eingesetzt.

Bäume und Sträucher für Pferde: Linde (Fotos: Lösche)

Linde (Tilia sp.)

Die Linde ist ein sehr schnittverträglicher Laubbaum. Sie blüht im Juni/Juli und die Blüten sind eine beliebte Bienenweide. Lindenblütentee ist ein altes Hausmittel bei Erkältungskrankheiten, der auch für Pferde geeignet ist. Aber auch die getrockneten Blüten können verfüttert werden. Auf dem Land gehörte die Linde als Schutzbaum zum Erscheinungsbild von Höfen und Dörfern. Linden werden sehr alt. Es sind tausendjährige Exemplare bekannt. Wohl dem, der einen stattlichen alten Lindenbaum auf seiner Koppel hat. Seine ausladende Krone erübrigt im Sommer den Weideunterstand. Der Stamm sollte unbedingt ausreichend hoch vor Verbiss geschützt werden.

Bäume und Sträucher für Pferde: Nicht nur Äpfel, auch Blätter und Holz sind geeignet für Pferde (Foto: Lösche)

Obstbäume

Obstgehölze wie Birne und Apfel, auch in ihren Wildformen, sind gut für die Pferdeweide geeignet. Kirsche und Pflaume weniger für die Koppel selbst, denn die Kerne enthalten Blausäure und könnten unter Umständen Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Allerdings nur dann, wenn sie in sehr großer Menge zerkaut werden. Auch Apfelkerne enthalten Blausäure, aber die Menge ist gering, zumal die Kerne selten zerkaut werden.

Bei Kirschen und Pflaumen ist der Anteil der Kerne im Verhältnis zum Fruchtfleisch vergleichsweise groß. Damit ist nicht auszuschließen, dass das eine oder andere Pferd bei reich tragenden Bäumen zu viel davon zerkaut, weil es einen besonderen Appetit auf die süßen Früchte entwickelt. Sehr wahrscheinlich ist es allerdings nicht. Unzerkaut sind die Inhaltsstoffe der Kerne unbedenklich. Auf der anderen Seite des Zaunes sind Wildformen wie die „Wilde Vogel-Kirsche“ (Prunus avium) jedoch ökologisch sehr wertvoll. Bis auf die Fruchtkerne sind alle anderen Teile unbedenklich.

Die reich blühenden Obstbäume sind eine gute Bienenweide. Sie sollten aber nicht zu viele Früchte tragen, also regelmäßig geschnitten werden. Zu viel Fallobst auf der Pferdeweide bekommt Pferden nicht. Besser ist es, Äpfel und Birnen zu sammeln und nach und nach zu verfüttern. Der Obstbaumschnitt kann den Pferden gegeben werden. Wer es richtig machen möchte, muss beim Schneiden der Bäume ein paar Dinge beachten. Viele Gärtnereien bieten Kurse für den korrekten Obstbaumschnitt an.

Bäume und Sträucher für Pferde: Holunder (Fotos: Lösche)

Weitere Bäume, die sich für Pferde eignen, sind Holunder, Esche, Erle, Feldahorn, Hainbuche und Feldulme.

Bäume und Sträucher für Pferde: Apfelrose (Fotos: Lösche)

Rosen als Strauchdekor für Reitplatz und Stallwand

Sträucher haben den Vorteil, nicht so hoch zu werden wie Bäume. Sie sind einfach zu „ernten“ und lassen sich dadurch prima auf der gewollten Höhe halten. Niedrige Hecken aus Apfelrosen (Rosa rugosa), auch Kartoffel-Rose genannt, sind eine gute Wahl für eine robuste und trotzdem dekorative, wuchsfreudige Umrandung von Reitplätzen. Sie sind gut schnittverträglich und können niedrig bis mittelhoch gehalten werden, sodass selbst schreckhafte Pferdegemüter dahinter keine Gespenster vermuten. Ab Spätsommer liefern sie zudem Leckerlies frei Haus. Denn die wie Miniäpfel geformten orangeroten Früchte sind eine gesunde Belohnung.

Ihre zartere Verwandte, die Hunds- oder Heckenrose (Rosa canina), wird wesentlich höher und eignet sich darum besser für den Weiderand oder die Stallwand. Aber auch ihre Hagebutten sind frisch oder getrocknet ein an Vitaminen reiches Leckerli. Insbesondere enthalten sie Ascorbinsäure (Vitamin C), aber auch Vitamin A, B1, B2 und Mineralstoffe.

Bäume und Sträucher für Pferde: Haselnuss (Foto: Lösche; Zeichnung via Wikimedia Creative Commons, gemeinfrei)

Haselstrauch (Corylus avellana)

Der Haselstrauch ist eine typische Knickpflanze. Seine Blätter enthalten neben anderen Stoffen Ätherische Öle, Gerbstoffe und Flavonoide, fördern die Gesunderhaltung des Darmepithels und haben eine leicht entzündungshemmende Wirkung auf die Schleimhäute von Maul und Rachen. Außerdem wird der Hasel eine leichte Förderung des Gallenflusses nachgesagt. Haselnüsse haben als stark ölhaltiges Winterfutter vor allem für Kleinsäuger eine ökologische Bedeutung.

Pferdeweide: Bäume und Sträucher für Pferde: Weißdorn. (Foto: Lösche)

Weißdorn (Crataegus sp.)

Im Frühjahr trägt der dornige Strauch einen reichen weißen Blütenflor, im Herbst rote Früchte. Blätter, Blüten, Früchte: Alles am Weißdorn ist gesund. Seine Wirkstoffe stärken das Herz. Darum wird er in der Naturheilkunde bei leichten bis mittleren Herzerkrankungen eingesetzt, auch beim Menschen. Die Früchte sind nicht nur bei Pferden sehr beliebt. Auch Vögel mögen sie.

Bäume und Sträucher für Pferde: Blühende Schlehenhecke (Foto: By Milgesch (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)

Schlehdorn (Prunus spinosa)

Noch bevor die Blätter austreiben ist der Schlehdorn im zeitigen Frühjahr über und über mit winzigen weißen Blüten bedeckt und deshalb wertvoll als frühe Bienen- und Schmetterlingsweide. Später bleiben die schwarzblauen, bereiften Früchte den ganzen Winter über am dornigen Strauch, Nahrung für Vögel und Kleinnager.

Allerdings wuchert die sehr dornige Schlehe auf guten Böden stark und die Hecke wird dann undurchdringlich, sofern sie nicht geschnitten wird. Bei abgeschieden gelegenen Pferdeweiden ist die Undurchdringlichkeit einer Dornröschen-Hecke aus Schlehdorn ein eher positiver Aspekt. Auf sehr trockenen Böden hält sich die Wuchsfreudigkeit in Grenzen. In der Humanheilkunde werden Blüten, Rinde und Früchte bei Magen- und Darmerkrankungen, die Früchte bei Entzündungen in Mund und Rachen eingesetzt. Außerdem wirken sie harntreibend, fiebersenkend, magenstärkend und entzündungshemmend.

Bäume und Sträucher für Pferde: Beeren ( Fotos: Lösche)

Nicht nur für Menschen lecker: Beeren

Brombeeren, Himbeeren und Johannesbeeren bringen die meisten eher nicht mit Pferden in Verbindung. Aber sie schmecken ihnen, liefern Vitamine und andere Vitalstoffe, und das Laub der Sträucher ist gut für den Darm. Brombeer- und Himbeerblätter helfen bei leichten Entzündungen der Maulschleimhaut. Auch wenn sie nicht so attraktiv sind – einen Platz in Pferdenähe haben sie verdient. Die Stacheln tragenden Brombeersorten wuchern sehr stark, die unbestachelten sind angenehmer zu pflegen und zu ernten und wuchern weniger stark.

Dozenten und Autoren ATM - Autorin Patricia Lösche

Patricia Lösche

Patricia Lösche ist freie Autorin, Text- und Bild-Journalistin. Der Dolmetscher-Ausbildung folgten Biologie- und Journalistik-Studium, freier und redaktioneller Journalismus für verschiedene große Verlage. Später dann die Ausbildung zur Tierheilpraktikerin an der ATM und die Tierpsychologie-Ausbildung an der ATN. Empathie, Achtung und Verständnis auf Augenhöhe im Umgang mit Tieren sind Patricia Lösche ein besonderes Anliegen. Seit 2014 schreibt sie für ATM und ATN Blogbeiträge, ist Autorin von Skripten und betreut als Tutorin die Studierende unterschiedlicher Fachbereiche.

In die Wissensvermittlung fließen mehrjährige Praxis-Erfahrungen aus der naturheilkundlichen Behandlung von Pferden, Hunden und Katzen ebenso ein, wie die jahrzehntelange Erfahrung eigener Tierhaltung. Sie ist Mitglied im Fachverband niedergelassener Tierheilpraktiker (FNT) und 1.Vorsitzende im Berufsverband der Tierverhaltensberater und –trainer (VdTT).

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