Quälgeister im Anflug! Erfolgreiche Insektenabwehr beim Pferd

Der fliegenfreie Stall – im Sommer ein Muss! – T. Brandes

Wie man dem Pferd das Leben im Frühjahr und im Sommer durch effiziente Insektenabwehr leichter macht
So schön der Frühling ja auch ist, er lockt leider nicht nur die Blüten und Blätter aus der Natur hervor, sondern auch jede Menge fliegendes Gezeugs in der vollen Bandbreite, welche die Gattung Insekten hergibt. Das meiste davon ist harmlos und in der Regel nur mäßig nervtötend. Einiges der fliegenden Fauna Deutschlands jedoch kann unseren Pferden im Sommer mächtig auf die Pelle rücken.

Kriebelfliege, Pferdebremsen, Hirschlausfliegen und Hausfliegen – die schlimmsten Plagegeister

Quälgeist Nr. 1 ist sicherlich die Kriebelfliege/Gnitze, die Culicoidis, deren Speichel das gefürchtete Sommerekzem auslöst. Sie fliegt die Pferde hauptsächlich in den Tageswechselzeiten an (morgens und abends drei Stunden vor Dämmerung bis drei Stunden danach) und kann sich an feuchten Tagen auch für Nicht-Ekzemer zu einer wahren Plage entwickeln. Die Blutsauger finden ihre Wirte durch ihren Geruchssinn. Besonders anziehend auf diese Art wirken offensichtlich Duftstoffe, die Amine beinhalten, d. h. Ammoniak. Pferdeurin und Geilstellen sind also für die Gnitze attraktive Anziehungspunkte. Eine entsprechende Hygiene kann daher den Anflug dieser Insekten deutlich vermindern. Die Gnitzen kriechen am Langhaar hinauf in Mähnenansatz und Schweif, saugen dort Blut und lösen damit Juckreiz aus.

Pferdebremsen hingegen lösen eher selten Juckreiz aus, dafür sind ihre Stiche jedoch schmerzhaft und Pferde reagieren äußert gereizt auf Bremsenanflug. Die Bremse bevorzugt die Duftrichtung „Schweiß“ bei ihrem Wirt, d. h. gerade auf Ausritten können diese Vampire zu einer besonderen Plage für Pferd UND Reiter werden. Auch Bremsen fliegen hauptsächlich in den Dämmerstunden und sitzen bevorzugt in Gebüschen am Wegesrand.

Das Blutsauger-Trio wird abgerundet durch die Hirschlausfliege, die periodisch in großen Schwärmen auftritt. Diese Stechfliege fliegt an, landet, wirft ihre Flügel ab und klammert sich mit ihren kräftigen Krallen in der Haut des Wirtes. Sie beißt sich regelrecht fest – meist an der empfindlichen Haut unter der Schweifrübe – und ist nur sehr schwer zu entfernen. Pferde geraten bei Anflug teilweise regelrecht in Panik, da die Bisse schmerzhaft sind.

Die gemeine Hausfliege saugt zwar kein Blut, kann im Massenanflug viel Unruhe in die Pferdeherde bringen und sorgt oft für tränende, entzündete Augen, weil sie sich in größeren Gruppen dort tummelt.

Wie man Bremsen und Co. ausbremst

Ganz gleich ob Fliegen, Stechmücken, Dassel, Bremsen, Kriebelfliegen oder die Hirschlausfliegen, am besten wird man den Folgen Herr, indem man die Insekten gar nicht erst zum Zuge kommen lässt. Die Prophylaxe besteht zu allererst aus einer peinlichen Hygiene des Paddocks und/oder der Weide und natürlich der Box. Je weniger Kot und Urin, desto unattraktiver für alles fliegendes Mistviech.
Ratsam ist es ebenfalls, das Fell der Pferde regelmässig vom Schweiß zu befreien. Damit ist nicht nur die obligate Dusche nach dem Reiten gemeint, sondern auch das gelegentliche Abbrausen der Pferde, wenn es sehr heiß draußen ist.

Der drittwichtigste Helfer im Bunde ist die chemische Abwehr des blutsaugenden Anflugs: Repellents, d. h. Insektenabwehrmittel zum Aufsprühen oder Aufkippen auf den Rücken. Hier bietet der Handel die unterschiedlichsten Präparate mit verschiedener Wirkungsdauer an. Den Anflug von Insekten können Sie jedoch nie gänzlich verhindern, allenfalls vermindern und manchmal sogar minimieren. Grundsätzlich sollten die Pferde vor dem Weidegang und vor dem Reiten eingesprüht werden. Beim Reiten nicht vergessen, auch den Reiter mit einem (für Menschen geeigneten) Repellent zu bedenken, sonst kommt es schon mal vor, dass die enttäuschten Blutsauger plötzlich den Reiter als willkommene Zwischenmahlzeit betrachten. Bitte immer die Packungsbeilage der verschiedenen Mittel beachten! Wirksame Mittel sind niemals „harmlos“ und auch, wenn es um „natürliche Komponenten“ geht, heißt dies nicht, dass diese nicht Schäden z. B. an Schleimhäuten verursachen können.

Und natürlich darf man auch nicht vergessen, den Auftrag einer vergangenen Woche irgendwann auch wieder abzuwaschen. Hier verkneifen Sie sich jedoch möglichst jedes Shampoo. Auch, wenn es für IHRE Nase besonders gut riecht. Das Abduschen mit klarem Wasser, ggfls. mit einem Schuss Essig oder Salz ist funktional genug und hat den Vorteil, dass die Haut nicht noch weiter belastet wird.

Flugfallen – wie man Pferde vor Fliegen, Gnitzen, Bremsen und Co. mit Technik schützt

Chemisch-biologische oder mechanische Flugbiester-Fallen können ebenfalls helfen, die Population der nervtötenden Insekten zumindest in der unmittelbaren Umgebung der Pferde zu verringern. Meist entfalten diese ihre Wirkung erst ab dem dritten Jahr, dann merkt man, dass in den zwei Jahren zuvor genug Plagegeister gefangen wurden, die sich gar nicht erst vermehren konnten. Es gibt Flugfallen, in denen Eiweiße vor sich hingären, die Fliegen anziehen. Dort ersaufen die Insekten in einer übelriechenden Mocke, welche sich für die Fliegen wie Manna ausnimmt. Bremsen überlistet man so nicht, dazu braucht man schon einen Pferdehintern, bzw. etwas, was für die Bremse so aussieht. Es gibt mechanische Konstruktionen mit großen schwarzen Bällen, die für die Bremsen offenbar einen attraktiven Equiden-Hintern nachbilden. Darüber ist ein heller Trichter gestülpt. Bremsen sind schlechter Flieger und verirren sich recht sicher über den Trichter in ein Gefäß aus dem sie nicht mehr herauskommen.

Zu guter Letzt lohnt sich die Anschaffung einer Fliegenausreitdecke, besonders in waldreicher Gegend, in der sich die Hirschlausfliege sehr wohl fühlt. Für empfindliche Pferde rundet eine Fliegenhaube auch für den Weidegang die Insektenabwehr ab.

So gerüstet dürften unsere Pferde gegen die fliegenden Plagegeister gut geschützt sein.

Dozenten und Autoren ATM - Autor ATM Akademie

ATM Akademie

Die ATM vermittelt ein solides Basiswissen in der klassischen Schulmedizin, eine Voraussetzung für jeden Gesundheitsberuf. Die Referenten sind Hochschuldozenten, Fachtierärzte und Humanmediziner mit erheblicher Praxiserfahrung, Tierpsychologen, Biologen und Apotheker. Erfahrene Heilpraktiker sowie anerkannte Experten aus dem Bereich der Naturheilkunde führen die Praktika im Schulungszentrum Bad Bramstedt durch.

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