Frühjahrscheck – ist Ihr Pferd fit für den Saisonstart?
Der Frühling ist gekommen. Das Gras wächst wieder, die Pferde schmeißen ihr Winterfell ab und ihnen steht die Weide- und/oder Turniersaison bevor. Wie bereitet der Halter jetzt seinen vierbeinigen Freund optimal vor?
Fellwechsel des Pferdes unterstützen
An erster Stelle steht natürlich die Unterstützung beim Fellwechsel. Jetzt haben die Pferde einen erhöhten Mineralstoffbedarf und es schadet daher nicht, für kurze Zeit die tägliche Ration Mineralfutter um ca. 20 % zu erhöhen. Die Zugaben von Leinöl oder Fettsamen wie z. B. Sonnenblumenkernen bringt für den Fellwechsel keine Vorteile, können aber ein möglicherweise über den Winter etwas „abgeklappertes“ Pferd wieder ein bisschen runder machen. Die Dosierung sollte hier aber in ausreichender Form geschehen und an die tägliche Ration und Leistung angepasst sein. Ein „Schuss“ hat weder positive noch negative Wirkungen, daher sollte die Öl-Ration bei einem Warmblutpferd nicht unter 200 ml. liegen. Hier ist es jedoch wichtig, sich mit der Öl-Ration langsam einzuschleichen, also nicht sofort von null auf hundert zu gehen, sonst gibt es Durchfall. Soja-Öl oder auch Rapsöl sind günstige und bessere Alternativen zu Leinöl, denn sie verfügen über das bessere Fettsäuren-Verhältnis. Ölsaaten sind mit Vorsicht zu genießen, da hier noch Eiweiß in hohen Mengen vorhanden ist und durch das junge Weidegras eh ein Eiweiß-Überschuss in der Ration zu erwarten ist.
Wurmkur im Frühjahr
Ist die Fütterung optimiert, sollte der Verwurmungsgrad unter die Lupe, bzw. unter das Mikroskop, genommen werden. Eine Kotprobe gibt Aufschluss über den Grad des Wurmbefalls. Erst bei mittelgradigem Wurmbefall sollte eine Wurmkur durchgeführt werden, ein leichter Wurmbefall ist für das Pferd nicht sofort krankhaft. Wurmfreie Pferde gibt es nicht wirklich und jedes Bemühen dahin schadet dem Pferd mehr als es nützt, da hier das Immunsystem nicht ausreichend trainiert wird. Mit einem leichten Wurmbefall kommt das Pferd sehr gut klar, um aber den richtigen Zeitpunkt für die Entwurmung zu erwischen ist es wichtig, regelmäßig über Kotproben den Wurmstatus zu überwachen, damit man nicht plötzlich mit einem übermäßig hohen Wurmbefall zu kämpfen hat. Das gilt nicht für Fohlen im ersten Lebensjahr! Diese sollten alle vier Wochen entwurmt werden. Auch ohne Kot-Kontrolle. Im Frühjahr entwurmt man gegen die großen und kleinen Blutwürmer sowie gegen Pfriemenschwänze, Spulwürmer und Zwergfadenwürmer. Dabei ist es wichtig, einen anderen Wirkstoff zu nehmen, als im Jahr davor. Entgegen der landläufigen Meinung schützt ein Präparatwechsel von Entwurmung zu Entwurmung nicht vor einer Resistenzbildung. Im Gegenteil. Erst das jährliche Wechseln erschwert diese. Auch ist es nicht damit getan, ein anderes Medikament zu benutzen, es kommt auf den enthaltenen Wirkstoff an.
Wichtig ist es im Sinne einer möglichst geringen Belastung des Körpers durch die Entwurmung, ein makrozyklisches Präparat zu benutzen, also eines, das alle Stadien der Wurmentwicklung abdeckt. Die Packungsbeilage wie auch der Tierarzt müssen Auskunft darüber geben, welcher Wirkstoff verwendet wird und auf welche Entwicklungsstadien er wirkt. Es empfiehlt sich, sich bei der Wahl beraten zu lassen und sich die Präparate schriftlich zu notieren. Z. B. im Stallbuch.
Das Frühjahr ist auch der richtige Zeitpunkt für die jährliche Bandwurmkur. Noch vor 10 Jahren galt der deutsche Pferdebestand in Bezug auf Bandwürmer als wenig belastet. Das hat sich leider in den letzten Jahren – nicht zuletzt auch durch mangelnde Weidepflege – zum Negativen verändert. Ein Bandwurmbefall ist indes nicht leicht nachzuweisen, daher empfiehlt sich hier – und nur hier (!) – eine prophylaktische Entwurmung einmal im Jahr. Dabei sollten Sie darauf achten, ein reines Bandwurmpräparat zu nutzen und keine Kombi-Entwurmung zusammen mit den o. g. Parasiten durchzuführen, da eine Bandwurmkur für den Pferdeorganismus durchaus belastend ist. Zwei Wochen Zeit zwischen den beiden Wurmkuren gilt als angemessen.
Beide Wurmkuren sollten aber noch deutlich vor dem Weideaustrieb erfolgen. Während der Wurmkur muss auch peinlichst auf Boxen-/Paddock-/Auslaufhygiene geachtet werden. Gerade abends sollten die Pferdeäppel sorgfältig aufgenommen und entsorgt werden, da Würmer in der Hauptsache während der Dunkelheit auswandern. Nach drei bis fünf Tagen sind die Pferde dann bereit für das kontrollierte Anweiden. So kontaminieren sie nicht die Weidegründe und der generelle Wurmdruck kann auf Dauer verringert werden.
Wie impft man das Pferd im Frühjahr? Start der Turniersaison
Vor Beginn der Turniersaison müssen auch viele Pferde geimpft werden. Die FN schreibt eine Influenza-Impfung vor. Hier ist darauf zu achten, dass der Tierarzt die Pferde wirklich peinlichst genau untersucht, denn eine Impfung in einen geschwächten Körper zu geben wirkt sich immer negativ aus. Achten Sie auch darauf, dass ein Präparat verwendet wird, das nicht unbedingt auf 50 Jahre alte Virusstämme zurückgeht, sondern möglichst aktuell ist. Die Tetanus-Impfung ist nicht jährlich nötig, eine zu häufige Impfung gegen den Tetanus-Erreger ist kontraproduktiv. Führen Sie daher unbedingt den Pferdepass peinlichst genau. Von unnötigen Kombi-Impfungen (z. B. einer Influenza-Tetanus-Impfung, wenn schon im letzten Jahr gegen Tetanus geimpft wurde ) ist wegen einer möglichen langfristigen Impfreaktion abzusehen. Viele Stutenbesitzer impfen im Frühjahr auch gegen das Equine Herpesvirus. Diese Impfung ist umstritten und sollte – wie eigentlich alle Impfungen – nur dann erfolgen, wenn sie unumgänglich ist.
Allergiker und durch Krankheit geschwächte Tiere sollten nicht geimpft werden, bzw. nur mit den allernötigsten Impfungen versehen werden. Bei Pferden mit Autoimmunerkrankungen wie z. B. der periodischen Augenentzündung ist doppelt Vorsicht geboten, da hier viele Pferde mit erneuten Schüben reagieren.Deutschland gilt seit einigen Jahren als tollwutfrei (terristrisch) – eine Impfung ist daher im Moment völlig unnötig.
Im Frühjahr auch die Hufe des Pferdes checken!
Wichtig für den Frühjahrscheck ist auch ein besonders kritischer Blick auf die Hufe. Viele Pferde werden im Winter nicht so gearbeitet wie im Sommer und da kann es schon mal vorkommen, dass die Hufpflege vernachlässigt wird. Im Normalfall sollte man eigentlich davon ausgehen, dass die Hufpflege durch den Hufschmied auch im Winter alle 8 – 10 Wochen erfolgt, mancher Halter verliert hier über die dunkle Jahreszeit aber den Überblick. Eine sorgfältige Kontrolle des Hufstatus durch den Hufschmied ist also angesagt – ebenso wie die Zahnkontrolle durch einen entsprechenden Fachmann, wenn die Kontrolle nicht schon zum Winter hin erfolgt ist.
Abgerundet wird der Frühjahrscheck durch ein großes Blutbild. Das ist sicherlich nicht immer notwendig, macht aber ein gutes Gefühl und versetzt den Halter in die Lage mögliche über den Winter erworbene Mängel auszugleichen.
Ein fittes, zufriedenes Pferd wird es Ihnen mit guten Leistungen danken.