Weihnachtsstern, Mistel und Stechpalme gehören zu Weihnachten wie Weihnachten selbst. Spitzenreiter ist der Weihnachtsstern, in Frankreich auch romantisch als étoile d’amour (Liebesstern) bezeichnet. Millionenfach geht die ursprünglich aus Mexiko, der Karibik und Zentralamerika stammende Pflanze in der Weihnachtszeit über den Ladentisch. Sie ist die beliebteste Zimmerpflanze überhaupt, obwohl sie – zumindest bei uns – nur um die Weihnachtszeit verkauft wird.
Der Mistel schreibt schon die germanische Mythologie magische Kräfte zu und Küsse unterm Mistelzweig versprechen spätestens seit dem 19. Jahrhundert liebenden Paaren Glück. Ilex, die Stechpalme, ist bei uns in vielen Gärten als Zierstrauch zu finden. Ihre Zweige werden gern für weihnachtliche Kränze, Gestecke und aufgemalt als Dekor für Weihnachtsporzellan verwendet. Weihnachten ohne „Hollybush“, wie die Stechpalme in England und Amerika heißt, ist dort undenkbar. Eher neu im pflanzlichen Weihnachtsquartett ist die Eibe. Mit ihren benadelten Zweigen ähnelt sie Tanne und Fichte. Als Weihnachtsbaum eignet sie sich zwar aufgrund ihrer Wuchsform nicht, aber ihre Zweige werden zu dekorativen Zwecken ebenfalls in Gestecken und Kränzen verwendet.
Gemeinsamer Nenner dieser Pflanzen ist nicht nur ihre Nutzung als Weihnachtsdekoration. Gemeinsam ist ihnen auch ihre Toxizität: Sie sind alle giftig für Mensch und Tier. Das wäre an sich wenig problematisch. Schließlich kommt niemand auf die Idee, sie zu Gans und Weihnachtsbraten als Gemüse auf den Teller zu legen. Etwas anders liegt der Fall bei unseren Haustieren. Weil die Pflanzen neu ins Haus gebracht werden, erregen die Giftpflanzen Neugier, insbesondere bei jungen Tieren. Außer bei der Eibe besteht bei realistischen Aufnahmemengen zwar meist keine akute Lebensgefahr. Aber die Symptome können dennoch sehr unangenehm sein. Wer also Haustiere hält, sollte darauf achten, dass diese Pflanzen für Tiere nicht erreichbar sind. Treten Symptome auf, sind die Pflanzen als mögliche Ursache in Betracht zu ziehen.
Der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima)
Weihnachtssterne (nach ihrem Entdecker auch Poinsettie genannt) gehören zu den Wolfsmilchgewächsen. Ihr Saft, die „Milch“, ist moderat toxisch und verursacht beim Menschen Hautreizungen. Bei Hunden und Katzen kommt es nach Aufnahme zu Erbrechen, Appetitverlust und einer depressiven Verstimmung. Wobei die Toxizität der im Handel befindlichen Kulturpflanzen im Vergleich zu Wildpflanzen reduziert ist.
Hund und Katze sollten nach Aufnahme für einige Stunden kein Futter bekommen, und nach ein oder zwei Stunden sollten die Symptome abklingen. Falls sie länger anhalten, ist das Tier sicherheitshalber in der tierärztlichen Praxis vorzustellen.
Gefährdet sind auch Hasen, Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen und Vögel. Bei kleineren Tieren ist Tod durch eine Weihnachtsstern-Vergiftung nicht ausgeschlossen.
Die Mistel (Viscum sp.)
Misteln sind meist immergrüne Pflanzen, die parasitisch auf Bäumen und Sträuchern wachsen und von und mit ihren Wirten leben. Alle Pflanzenteile sind leicht giftig. Sie enthalten unter anderem Thionine (Viscotoxin), mit denen sich die Pflanze selbst gegen Fressfeinde und Krankheitserreger schützt. Im tierischen Organismus wirken sie als Zellgift.
Asterix-Fans sind Misteln als wichtigste Zutat für den Zaubertrank des Druiden Miraculix vertraut. Was auf die tatsächliche Verwendung im alten Rom zurückgeht. Dort wurden von einem Druiden mit goldener Sichel geschnittene Misteln gegen Unfruchtbarkeit bei Tieren und bei Vergiftungen eingesetzt. Misteln wurden und werden jedoch auch als Heilpflanze genutzt, wobei die Wirkung umstritten ist.
Misteln sind giftig für Hunde, Katzen, Nager und Vögel. Symptome sind vor allem
- Erbrechen
- reduzierter Appetit
- Niedergeschlagenheit
- Speichelfluss
- Atembeschwerden
Außerdem besteht das Risiko der Austrocknung (Dehydratation). Für junge und alte Tiere ist dieses Risiko am größten und sie sollten sicherheitshalber dem Tierarzt vorgestellt werden.
Anzeichen einer Dehydratation
Bei einer Austrocknung verliert die Haut an Elastizität. Der Hautfaltentest kann das entlarven. Dafür zieht man oben in der Schulterpartie die Haut etwas nach oben. Wenn es einige Sekunden dauert, bis die Falte sich wieder glättet, deutet das auf zu wenig Flüssigkeit hin. Auch eine trockene Nase in Verbindung mit trockenen Lefzen und trockener Maulschleimhaut ist ein Indiz dafür. Austrocknung ist lebensbedrohlich. Daher muss unbedingt für ausreichend Flüssigkeitszufuhr gesorgt werden, notfalls als Infusion.
Die Stechpalme (Ilex aquifolium)
Die Stechpalme, auch Ilex genannt, ist ein beliebter Zierbaum im Garten und war 2021 der Baum des Jahres. In Innenräumen halten sich ihre Blätter auch in der winterlichen Heizungsluft vergleichsweise lange optisch frisch und die roten Beeren bilden zusammen mit den dunklen, manchmal auch gescheckten oder hell geränderten Blättern eine typisch weihnachtliche Farbkombination. Harte Stacheln am Rand der Blätter machen Hecken aus Stechpalmen undurchdringlich und zum Bollwerk gegen ungebetene Gäste. Verständlich, dass Ilex deshalb zum Symbol für den Schutz vor allem Bösen wurde.
Blätter und Beeren der Stechpalme enthalten Urolsäure und Polyphenole, die in größeren Mengen als Zellgift wirken, aber grundsätzlich als schwach giftig eingestuft werden. Außerdem können die harten Stacheln der Ilexblättern im Maul, an Lippen, Zunge und in der Speiseröhre schmerzhafte Verletzungen verursachen. Die Aufnahme von Beeren und Blättern der Stechpalme führt zu Erbrechen, Durchfall und Apathie. Bei Kleintieren kann die Vergiftung sogar tödlich verlaufen, ebenso bei Hunden, in Abhängigkeit von der Menge (ab 20 Beeren). Gibt es Verletzungen im Bereich des Mauls und der Speiseröhre kann die Futteraufnahme gestört sein. Sicherheitshalber sollte kontrolliert werden, ob die sie eventuell behandelt werden müssen.
Ilex ist toxisch für Hunde, Katzen, Hase, Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster.
Die Eibe (Taxus baccata)
Die Eibe ist in unserem Quartett der giftigen Weihnachtspflanzen die giftigste, ein sehr alt werdender Nadelbaum, der in vielen Gärten steht und wegen seiner Schnittverträglichkeit gerne als Heckenpflanze genutzt wird. Als Menschen noch mit Pfeil und Bogen jagen gingen, wurden die Bögen gerne aus dem haltbaren und elastischen Holz der Eibe hergestellt. Und Weihnachtsmusik erklingt möglicherweise auch von Instrumenten, die aus Eibenholz gefertigt wurden.
Doch hauptsächlich ist die Eibe bei uns Zierbaum und Gartengewächs. Mit Ausnahme des roten Fruchtmantels sind alle Teile der Eibe sehr giftig. Sie enthalten Taxin, ein Gift, dass die Herzmuskulatur schädigen und unter anderem durch Störung der Erregungsleitung am Herzen tödlich wirken kann, außerdem Leber- und Nierenschäden und Krampfanfälle verursacht.
Bei Verdacht auf Taxin-Vergiftung müssen unverzüglich Tierarztpraxis oder Tierklinik aufgesucht werden. Da es Nadelbaum-Alternativen gibt, sollten Eiben in Tierhaushalten (und dort, wo kleine Kinder sind!) nicht für die Weihnachtsdeko verwendet werden.
Eibe ist tödlich giftig für Katzen, Hunde, Hasen, Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen, Ratten, Mäuse und Vögel.
Auch Wacholder (Juniperus communis) und Thuja (Lebensbaum) sind toxisch für Tiere. Beide werden zunehmend häufiger in Weihnachtsgestecken und Kränzen verarbeitet. Wacholder ist gefährlich für
- Hasen
- Kaninchen
- Hamster
- Meerschweinchen
Er sorgt bei ihnen für Magen- und Darmbeschwerden und kann die Nieren schädigen. Besonders giftig sind die Zweigspitzen des Wacholders.
Thuja, der Lebensbaum, ist ein häufiger Gartenbaum, der gerne als Hecke gepflanzt wird. Er ist in allen Pflanzenteilen giftig für Hunde und Katzen, außerdem für Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und andere Nager sowie Vögel. Thujon, das Gift des Lebensbaumes, wirkt stark reizend auf Haut und Schleimhäute, verursacht Krämpfe und schädigt Leber und Nieren. Anzeichen für eine Vergiftung sind
- Übelkeit
- Brechreiz
- Blähungen
- Durchfall
Und nicht zuletzt sollte in diesem Zusammenhang auch an Kinder, vor allem an kleine Kinder gedacht werden, für die diese Pflanzen ebenfalls giftig sind. Apropos Gift: Im Englischen bedeutet Gift Gabe, Geschenk. In diesem Fall ein Weihnachtsgeschenk, auf das wir gerne verzichten.
Patricia Lösche
Patricia Lösche ist freie Autorin, Text- und Bild-Journalistin. Der Dolmetscher-Ausbildung folgten Biologie- und Journalistik-Studium, freier und redaktioneller Journalismus für verschiedene große Verlage. Später dann die Ausbildung zur Tierheilpraktikerin an der ATM und die Tierpsychologie-Ausbildung an der ATN. Empathie, Achtung und Verständnis auf Augenhöhe im Umgang mit Tieren sind Patricia Lösche ein besonderes Anliegen. Seit 2014 schreibt sie für ATM und ATN Blogbeiträge, ist Autorin von Skripten und betreut als Tutorin die Studierende unterschiedlicher Fachbereiche.
In die Wissensvermittlung fließen mehrjährige Praxis-Erfahrungen aus der naturheilkundlichen Behandlung von Pferden, Hunden und Katzen ebenso ein, wie die jahrzehntelange Erfahrung eigener Tierhaltung. Sie ist Mitglied im Fachverband niedergelassener Tierheilpraktiker (FNT) und 1.Vorsitzende im Berufsverband der Tierverhaltensberater und –trainer (VdTT).
Quellen
Christine Iben, Institut für Tierernährung und funktionelle Pflanzenstoffe, Vetmeduni Wien
https://www.botanikus.de/informatives/giftpflanzen/alle-giftpflanzen/ (Zugriff 14.12.2021)