Giftpflanzen für Pferde (Teil 2) 

Pferde auf der Koppel
Giftpflanzen für Pferde: Nicht alles, was wächst, darf auch gefressen werden ©Patricia Lösche

Giftpflanzen für Pferde wachsen nicht nur an Wegen oder Waldrändern, sie werden auch in Gärten angepflanzt, weil sie oft hübsch blühen. Einige von ihnen bilden schnittverträgliche Hecken, deren Schnittgut dann leicht auf der Pferdekoppel oder auf dem Paddock landen kann. Sie wachsen leider aber auch auf Pferdekoppeln, vor allem dann, wenn diese nicht sachgerecht gepflegt werden. Auf feuchten Weiden, wie auf dem Titelfoto, fühlt sich beispielsweise der Sumpfschachtelhalm wohl. 

Einige Giftpflanzen für Pferde haben Sie schon im ersten Teil des Artikels kennengelernt. In diesem zweiten Teil geht es um so hochgiftige Pflanzen wie den Oleander, die Herbstzeitlose oder das Jakobskreuzkraut. Deren Aufnahme kann für Pferde tödlich enden. Tückisch ist dabei: Nicht nur als Frischpflanze, auch im Heu oder als welkende Pflanze sind viele von ihnen giftig, manchmal schon in geringen Mengen. Darüber muss niemand in Panik geraten, aber jeder Pferdehalter und Reiter sollte sich mit dem Thema beschäftigen und die wichtigsten Pflanzen kennen. 

Goldregen (Laburnum anagyroides)  

Goldregen - für Pferde giftig
Goldregen – hübsch anzusehen, aber giftig für Pferde ©Joergelman/pixabay

Außerhalb von Gärten und Parkanlagen ist der Goldregen selten anzutreffen. Es ist also kein Baum, dem man beim Ausritt im Wald begegnet. Wohl aber beim Reiten in öffentlichen Grünanlagen und entlang von Gärten, wo seine Zweige gerne über Hecken und Zäune ragen. Da die Bäume auch beschnitten werden, kann die Giftpflanze als Schnittgrün im Pferdemagen landen.

Die auffallenden gelben Blütentrauben hängen von Mai bis Juni dicht an dicht wie Lametta von den Zweigen des bis zu sechs Meter hohen, selten höheren Baumes. Später entwickeln sich aus den Blüten Erbsenschoten-ähnliche Früchte, in denen sich die Samen befinden. Sie sind der giftigste Teil der in allen Teilen giftigen Pflanze. Verantwortlich für die Toxizität des Goldregens ist das Alkaloid Cytisin. Es entfaltet eine dem Nikotin ähnliche Wirkung und wird deshalb zur Raucherentwöhnung auch medizinisch genutzt.  

SymptomeDosis
Gleichgewichtsstörungen 
Krämpfe 
Steigender Blutdruck 
Muskelzuckungen 
Magen- und Darmbeschwerden 
Atemlähmung mit Todesfolge 
Tödlich sind 0,5 Gramm Samen/Kilogramm Lebendmasse Pferd,
entsprechend 300 Gramm Großpferde, 150 Gramm Ponys.  
Auch getrocknet toxisch.

Graukresse (Berteroa incana) 

Graukresse ist eine eingewanderte Giftpflanze
Graukresse ist eine erst seit Kurzem bei uns heimische Giftpflanze ©aga7ta/AdobeStock 

Graukresse gehört zu den invasiven Arten, eine noch wenig bekannte, giftige Einwanderin. Sie wird etwa 20 – 80 Zentimeter hoch, manchmal sogar höher, ist grau behaart und weißblühend. Graukresse blüht von Mai bis August und bildet von Juni bis September kleine Samenschoten mit Tausenden von Samen. Eine anspruchslose Pflanze, die auf trockenen, sandigen Böden entlang von Straßen, Bahndämmen, auf Schutthalden, Baustellen und in Kiesgruben wächst.  

Wenn die Grasnarbe durch Überweidung, Trittschäden oder Trockenheit lückig wird, breitet sie sich leider auch auf Pferdekoppeln aus. Die Empfehlung des Landes Hessen (Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen): „Der beste Schutz ist eine dichte Narbe. Erzielt wird diese durch eine ausreichende Nährstoffversorgung (Boden-pH beachten!) und trockentolerante Arten wie Knaulgras, Wiesenlieschgras, Wiesenrispe.“ 

Graukresse versamt sich stark und ist frisch wie getrocknet potenziell tödlich, auch wenn die dafür nötigen Mengen die Aufnahme einer tödlichen Dosis – etwa 30 Prozent des Futters werden angegeben – für ein erwachsenes Pferd unrealistisch sind.  Unmöglich ist es aber nicht, zumal unsere Pferde die neue Pflanze nicht kennen. Die genaue Zusammensetzung des Giftcocktails ist noch nicht bekannt. Es wird empfohlen, Graukresse von Pferdekoppeln zu entfernen, auch um die weitere Verbreitung dieser Giftpflanze zu erschweren.  

SymptomeDosis
Fieber 
Apathie 
Appetitlosigkeit 
Bewegungsunlust 
Steifheit 
Dehydrierung 
Anstieg der Atemfrequenz 
Anstieg der Pulsfrequenz 
Blut in Kot und Urin 
Beinödeme 
Hufrehe 
Fohlenabort 
Angegeben werden 30 Prozent Anteil im Futter.
Tod nach ein bis zwei Tagen.

Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) 

Giftige Herbstzeitlose
Herbstzeitlose: Sie sieht aus, wie ein Krokus, blüht aber im Herbst und ist giftig ©Übersicht:Hans; Blüten:anaterate (beide Pixabay)

Die rosa oder zartlila Blüten der Herbstzeitlosen sind ein Hingucker und machen stutzig: Krokusse? Im Herbst? Auch wenn sie so tut, als wäre sie einer, sie gehört einer anderen Familie an. Im Herbst ist die bodenständige Blüte dieser Giftpflanze gut zu erkennen. Nicht gut zu erkennen sind ihre unauffälligen, im Frühjahr erscheinenden Blätter, die leicht mit Bärlauch verwechselt werden können. Aber im Gegensatz zu diesem ist die Herbstzeitlose giftig. Ihre Erkennung erschwert die Giftpflanze, weil Blüte und Blätter nicht gleichzeitig auftreten. Die Blüte erscheint blattlos zwischen August und Oktober, Blätter und Früchte dann im Frühjahr. Es gibt aber einen großen Unterschied: Während Bärlauch ein Waldbewohner ist, trifft man die Herbstzeitlose auf Wiesen an.

Giftstoff ist wieder ein Alkaloid (Colchicin), das medizinisch schon lange zur Behandlung von Gicht genutzt wird. Die Aufnahme mit dem Futter kann bei entsprechender Menge für Pferde aber tödlich enden. Über die Milch können auch Fohlen vergiftet werden. Selbst im getrockneten Zustand bleibt die Herbstzeitlose toxisch. Deshalb sollte sie mitsamt der etwa 20 Zentimeter tief im Boden sitzenden Zwiebel ausgegraben und entsorgt werden, am besten Anfang Mai, weil der Pflanze dann für einen Neuaustrieb die Kraft fehlt, auch wenn die Zwiebel ganz oder teilsweise im Boden verblieben sein sollte.  Ansonsten kann sich die Herbstzeitlose an geeigneten Standorten – das sind Wiesen und feuchte Weideflächen –  zu einem größeren Bestand ausweiten, der dann aufwändig zu bekämpfen ist.  

SymptomeDosis
Nahrungsverweigerung 
Speichelfluss 
Schweißausbrüche 
Kolik 
Blutiger Durchfall 
Kreislaufstörungen 
Lähmungen 
70 Gramm im Heu oder 1000 Gramm Frischpflanze. 
Vergiftungen vor allem im Frühjahr durch die Blätter und Früchte. 
Bleiben im Heu jahrelang unverändert giftig!  
Die Blätter von Bärlauch und Herbstzeitloser können verwechselt werden – mit fatalen Folgen

Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) 

Jakobskreuzkraut (Giftpflanze)
Jakobskreuzkraut ist sehr giftig für Pferde, vor allem im Heu, weil es dann geschmacklos für sie ist ©Patricia Lösche

Auch beim Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea/JKK) sind Alkaloide (hier vor allem Jacobin und Senecinoin) verantwortlich für die Toxizität der Pflanze. Der Verzehr dieser Giftpflanze ist für Pferde insofern besonders tückisch, als sich die aufgenommenen Mengen des Giftes addieren (kumulative Wirkung) und es dadurch zu einer schleichenden, chronischen Lebervergiftung bis hin zur Leberinsuffizienz mit Organversagen kommt, die am Anfang unbemerkt und deren Ursache lange Zeit unerkannt bleiben kann. Außerdem sorgt die zunehmende Verschlechterung der Leberfunktion für gesundheitliche Beeinträchtigungen im gesamten Organismus.   

Das zwischen Juni und Oktober leuchtend gelb blühende Jakobskreuzkraut ist zwar eine schöne Insektenweide. Aber darüber gelangt das Gift, das in den Blüten besonders konzentriert ist, auch in die Nahrungskette des Menschen: In Honigen und Tees wurden JKK- Alkaloide nachgewiesen.

Die erwachsenen Frischpflanzen werden von den meisten Pferden nicht in sofort krankmachenden Mengen gefressen, sofern Alternativen vorhanden sind, sie scheint ihnen nicht zu schmecken. Aber wenig über einen längeren Zeitraum reicht aus. Auch die Jungpflanzen enthalten sehr viel Gift, bilden aber erst nach rund sechs Wochen Bitterstoffe aus, die die Pferde vor der Giftigkeit der Frischpflanze warnen. Vor allem noch unerfahrene Fohlen können dann davon naschen.  

Getrocknet verliert das Jakobskreuzkraut seinen warnenden Geschmack, nicht aber die Giftigkeit. Deshalb ist es im Heu besonders tückisch, hat aber in Wiesen, die für die Heuernte genutzt werden, glücklicherweise kaum eine Verbreitungsmöglichkeit, weil sie von den dicht wachsenden Gräsern unterdrückt wird. Kaum heißt aber nicht nie. Es gibt auch schlecht gepflegte Heuwiesen.

Johanneskraut, Rainfarn, Jakobskreuzkraut
Von links nach rechts: Johanneskraut, Rainfarn, Jakobskreuzkraut ©Patricia Lösche

Abmähen oder Abreißen der Pflanze ist keine Lösung. Jakobskreuzkraut muss vollständig mit Wurzel ausgegraben und unbedingt entfernt werden. Ein kleines Wurzelstück kann bereits eine neue Pflanze hervorbringen. Bleiben bereits blühende Pflanzen liegen, kommt es zur sogenannten Notreife der Samen innerhalb von zwei Tagen und die Pflanze verbreitet sich weiter. Bis zu 150000 Samen kann eine einzelne Pflanze produzieren. Bei größeren Beständen bedeutet das: Vollständige Sanierung der Fläche und bis auf Weiteres keine Beweidung durch Pferde.

Praxistipp

Giftpflanzen am besten nach Regenfällen mit einer Grabgabel und der gesamten Wurzel ausgraben. Dabei unbedingt Hautkontakt vermeiden und Handschuhe tragen, auch für Menschen ist JKK toxisch. Die Entsorgung erfolgt am besten über den Hausmüll oder durch Verbrennen. Auf keinen Fall auf dem Misthaufen oder auf dem heimischen Kompost, weil die Samen jahrelang keimfähig bleiben.

Jakobs-Kreuzkraut wächst nur auf Koppeln mit lückiger Grasnarbe, wie sie nach Überweidung, bei Trittschäden oder bei anhaltender Trockenheit  und schlechter Weidepflege entsteht. Geschlossene, dichte Grasnarben und gut gepflegte, nicht überweitete oder ausgetrocknete Koppeln bieten dem JKK keinen Lebensraum. Wir haben dem Jakobskreuzkraut wegen seiner Giftigkeit bereits einen eigenen Artikel gewidmet. Sie finden ihn hier

Eine weitere Kreuzkrautart, die man auf Pferdekoppeln und an Wegrändern finden kann – oft gemeinsam mit dem Jakobskreuzkraut – ist das Raukenblättrige Kreuzkraut (Senecio erucifolius). Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich, auch wenn sie sich in der Blattform etwas unterscheiden. An Standorten, wo es gemeinsam mit dem Jakobskreuzkraut vorkommt, blühen die beiden Arten etwa 4-6 Wochen zeitversetzt. Wo sie nicht konkurrieren haben sie in etwa die gleiche Blütezeit (Juli bis September).

Giftpflanzen: Kreuzkräuter
Raukenblättriges Kreuzkraut und Jakobskreuzkraut im Vergleich. Beide sind Giftpflanzen für Pferde. ©gemeinfrei via Wikimedia

Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)  

Kirschlorbeer ist eine Giftpflanze
Kirschlorbeer – eine häufige Heckenpflanze zur Gartenbegrenzung ©Romy Veccia (Blätter), anvanbizar (Übersicht) jhenning (Blüten)/Pixabay

Ungeachtet seiner Toxizität hat sich der immergrüne und schnittverträgliche Kirschlorbeer überall als Heckenpflanze durchgesetzt und wird auch als Schnittgrün für Blumensträuße verwendet. Er gehört zu den Rosengewächsen und kann bis zu drei Meter hoch werden. Die Blätter sind etwa 15 cm lang . Von April bis Mai trägt er große, angenehm duftende, weiße Blütentrauben, ab August dann die mit der Reife zum Herbst hin glänzend schwarz werdenden Früchte, die ihm den Namen gegeben haben.

Giftig sind vor allem die in Blättern und Samen (Kernen) enthaltenen zyanogenen Glycoside, und durch Zerkauen wird die enthaltene Blausäure freigesetzt. Das dunkle Fleisch der Früchte ist dagegen unbedenklich, weil es nur geringe Mengen davon enthält. Unbedingt auf Heckenschnitt achten, denn im Heckenschnitt ist das Gift reichlich enthalten! 

SymptomeDosis
Speichelfluss 
Schleimhautreizung 
Magen- und Darmstörungen 
Agitation 
Atemwegsprobleme 
Bei hoher Dosierung Atemlähmung 
Ein Kilogramm frische Blätter sind absolut tödlich.
Eine Behandlung ist nicht möglich.  
Giftig ist die ganze Pflanze, besonders Blätter und Samen!  
Achtung Turnierdekorationen! 

Weitere Giftpflanzen, die für Hecken verwendet werden: Liguster und Buchsbaum

Liguster - giftige Heckenpflanze
Liguster, den es ein- und mehrfarbig gibt, ist ebenfalls giftig für Pferde.
©JACLOU (Goldliguster);15299(Blätter); neelam279 (Blüten)/alle Pixabay

Zwei weitere beliebte Heckenpflanzen, die ebenfalls zu den Giftpflanzen zählen, sind Liguster und Buchsbaum. Auch sie sind stark schnittverträglich, haben ledrige Blätter, der Liguster hat zudem weiße duftende Blütentrauben und dunkle Früchte, aber alles deutlich kleiner als beim Kirschlorbeer. Liguster wird – wie der Kirschlorbeer – gern für größere Hecken verwendet, Buchs dagegen eher für niedrigere und Beeteinfassungen. 

Die Vergiftungssymptomatik wird für Liguster als schwächer und für Pferde nicht tödlich angegeben. Andere Quellen bezeichnen ihn dagegen als tödlich (Blätter, Rinde, schwarze Beeren). Symptome: Pupillenerweiterung, Durchfall, Steigerung der Herzfrequenz, Fieber, Magen- und Darmprobleme. Beim Buchsbaum liegt die tödliche Dosis bei 700 Gramm frischen Blättern, giftig ist aber die ganze Pflanze (Achtung: Turnierdekorationen mit Buchs!).  

Buchsbaum - giftig für Pferde
Giftpflanze, die auch für Turnier-Dekorationen verwendet wird:Buchsbaum ©_Alica_/Pixabay

Oleander (Nerium oleander)

Giftiger Oleander
Oleander – bei uns beliebte Kübelpflanze für Gärten ©biollama/Pixabay

Wild kommt Oleander bei uns nicht vor, denn er ist nicht winterhart. Seine Heimat sind die Länder des Mittelmeeraumes. Dort bildet er schöne, immergrüne Sträucher mit intensiv duftenden Blüten. Kein Wunder also, dass der Oleander bei uns als Kübelpflanze so beliebt ist, obwohl er zu den Giftpflanzen zählt. Zumal er sich in Gewächshäusern und Wintergärten auch überwintern lässt. 

Für Pferde ist er allerdings hochgiftig in allen Teilen. Schuld daran ist unter anderem das Herzglykosid Oleandrin, das eine tödliche Sauerstoff-Unterversorgung (Hypoxie) verursacht. Schon in sehr geringen Mengen.  Gerade mal 10 bis 20 Gramm Pflanzenteile (alle sind giftig) reichen für eine Vergiftung mit Todesfolge für das Pferd aus. Darunter kommt es zu Magen-Darm-Entzündungen, verlangsamtem Puls (Bradycardie) oder Pulsbeschleunigung (Tachykardie) und Herzrhythmusstörungen. Selbst der Rauch ist giftig, wenn die Pflanze verbrannt wird. Beim Hantieren gilt auch hier: Handschuhe anziehen.  

Robinie (Robinia pseudoacacia)  

Robinie ist ein giftiger Baum
Bis auf die Blüten ist alles an der Robinie giftig für Pferde ©May_hokkaido(Blüten); Marzena P.(Blätter)/beide Pixabay

Robinien werden auch als Pseudoakazien bezeichnet, kommen aber bei uns vor, während die echten Akazien in unserem Klima nicht zuhause sind. Robinienblüten hängen im Mai und Juni in weißen Trauben vom Baum, sie duften, sind eine attraktive Bienenweide und liefern leckeren Akazienhonig, der eigentlich Robinienhonig heißen müsste.   

Die Blüten sind das Einzige, was an diesem Baum nicht tödlich giftig ist. Die charakteristische Rinde, Holz, Blätter, Wurzeln, Samen enthalten dagegen einen Giftcocktail aus Toxalalbuminen, giftigen Pflanzenproteinen, die den Proteinstoffwechsel des Pferdes hemmen, was zu Vergiftungen in mehreren Organen führt. Bis hin zum möglichen Tod. Bei der Robinie finden sie sich am konzentriertesten in der Baumrinde, die zu allem Überfluss süßlich riecht und schmecken soll.   

Robinienholz gilt als robust, umweltfreundlich und witterungsbeständiger als Eiche. Es wird deshalb zu teuren Rundhölzern und Brettern verarbeitet, zu langlebigen Zaunpfosten (!) und Gartenmöbeln. Wer die Giftpflanze zum Zaunbau verwendet, muss sicherstellen, dass Pferde ihn nicht beknabbern können: Beim Menschen kann die Verarbeitung, bei Pferden das Benagen des Holzes oder des Baumes zu Vergiftungserscheinungen führen.  

SymptomeDosis
Speichelfluss  
Unruhe gefolgt von Apathie  
Gesteigerte Pulsfrequenz  
Pupillenerweiterung  
Gelbfärbung der Schleimhäute  
Gastritis  
Darmentzündung  
Krämpfe  
Gleichgewichtsstörungen  
Zuckungen  
Leber- und Nierenschäden  
Vermehrter Harndrang  
Blindheit  
Rinde: 70 Gramm Vergiftung,  
mehr als 100 Gramm: schwere Vergiftung bis tödlich  
  
Restliche Pflanze:  
Zwei bis drei Kilogramm tödlich, 10 Gramm im Heu
über mehrere Monate tödlich.  

Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)  

Rosskastanie ist nichts für Pferde
Anders als der Name vermuten lässt: Rosskastanie ist giftig für Pferde ©Patricia Lösche; Kastanien:1195798/Pixabay

Anders, als der Name vermuten lässt, ist die Rosskastanie kein Baum für Pferde, sondern für Pferde eine Giftpflanze. Das gilt für die ganze Pflanze, besonders aber für ihre Keimlinge, unreifen Früchte (Kastanien) oder grünen Kastanienschalen. Wachsen Kastanien in der Nähe von Pferdekoppeln und Paddocks, kommen Passanten manchmal gutmeinend auf die Idee, Pferde mit den Kastanien zu füttern. Warnschilder schaffen da eventuell Abhilfe. Ab 20 Kastanien oder 100 Gramm Rinde kann es zu Vergiftungen kommen. Wie viele andere Gifte wird auch das der Rosskastanie, das Saponin Aescin, in der Naturheilkunde, aber auch in der Schulmedizin verwendet, unter anderem zur Behandlung von Thrombose.  

Praxistipp

Wer seinen Pferden bei längeren Ritten unterwegs eine Pause gönnen möchte, bindet sie sicherheitshalber nicht an oder unter unbekannten Bäumen oder in der Nähe unbekannter Pflanzen fest. Allzu groß ist für sie die Versuchung, davon zu naschen.

Sumpfschachtelhalm und Ackerschachtelhalm  

Sumpfschachtelhalm
Sumpfschachtelhalm ist eine Giftpflanze, die sich auf nassen oder sehr feuchten Wiesen heimisch fühlt ©dashabelozerova/AdobeStock

Schachtelhalme gehören zu den ältesten Pflanzenarten der Welt und sehen einander sehr ähnlich. Der Unterschied zwischen diesen beiden: Beim Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre) sind die Seitentriebe kürzer als der Haupttrieb, beim Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense) ist es umgekehrt.  

Die Menge macht das Gift, ein alter Spruch. Nicht jede Pflanze, die potenziell giftig ist, wird von Pferden frisch in Mengen gefressen, die tatsächlich Symptome verursachen oder sogar zum Tode führen. Im Heu kann das anders aussehen, oft auch deswegen weil Inhaltsstoffe, die in der Frischpflanze als Fressbremse wirken, getrocknet geschmacksneutral sind und dann mitgefressen werden. Dafür ist Jakobskreuzkraut ein gutes Beispiel (siehe dort), aber auch der Sumpfschachtelhalm. Er enthält Alkaloide (Palustrin und Palustridin) und ist für Pferde potenziell tödlich.  

Ackerschachtelhalm
Ackerschachtelhalm wächst auf trockenen Böden ©Patricia Lösche

Jetzt muss einem nicht bei der Entdeckung vereinzelter Sumpfschachtelhalm-Pflanzen auf der Koppel der Schreck in die Glieder fahren. Füttert man allerdings Heu mit einem Anteil von 20 Prozent Sumpfschachtelhalm, können für eine Vergiftung ausreichende Mengen der Giftpflanze davon ins Pferd gelangen und nach etwa vier Wochen tödlich sein. Es ist unwahrscheinlich, dass Pferde von der Frischpflanze ausreichende Mengen aufnehmen, wenn Alternativen vorhanden sind. Trotzdem muss die Pflanze von Pferdekoppeln entfernt werden, damit sie sich nicht vermehrt oder gar Heu davon gemacht wird.  

Sumpfschachtelhalme wachsen auf feuchten Wiesen, worauf schon der Name hinweist. Den weniger bedenklichen Ackerschachtelhalm findet man dagegen auf trockeneren Böden. Er ist weniger giftig, sollte aber dennoch von Pferdekoppeln und Heuwiesen entfernt werden. 

Symptome einer Sumpfschachtelhalm-Vergiftung

Die Vergiftung führt zu Störungen des Vitamin B1-Stoffwechsels, was zu Krämpfen und bei ausreichender Dosis am Ende zu tödlichen Lähmungen führt. Außerdem treten auf:  

  • Anorexie  
  • Schwäche 
  • Magen-Darm-Entzündungen 
  • Muskelzittern 
  • Durchfall 
  • Schreckhaftigkeit
  • Koordinationsstörungen
  • Taumeln

Praxistipp

Kostenlos gibt es die App flora incognita in den Appstores. Damit lassen sich Pflanzen sehr schnell bestimmen https://floraincognita.de

Fazit

Die geballte Auflistung von Giftpflanzen erweckt den Eindruck, die Gefahr lauert an allen Ecken und Enden in der Natur. Das ist nicht der Fall. Vergiftungen sind viel seltener, als es den Anschein hat. Als Pflanzenfresser sind die meisten Pferde ganz gut darin, die Aufnahme von Giftpflanzen zu vermeiden.

Dennoch ist es wichtig zu wissen, welche Pflanzen für Pferde ein „no go“ sind, weil zwar viele, aber eben nicht alle Pferde wissen, was ihnen gut tut. Neugier, Hunger, Langeweile, Unerfahrenheit oder aber Giftpflanzen auf Heuwiesen, die getrocknet im Heu von Pferden nicht mehr erkannt werden können, machen die Aufnahme von Giftpflanzen wahrscheinlicher. Auch wenn das „worst case scenario“ in Form tödlicher Aufnahmemengen bei vielen der Pflanzen nicht realistisch ist: Koliken und andere Vergiftungserscheinungen sind schlimm genug. Tückisch sind Pflanzen wie Jakobskreuzkraut, deren Austrieb am Anfang nicht toxisch schmeckt, aber toxisch ist. Darum müssen Giftpflanzen möglichst an der Versamung gehindert und nachhaltig entfernt werden. Dazu muss man sie erkennen können.

Wo sie nicht zu entfernen sind – wie beim Bergahorn und anderen Bäumen – ist es sicherer, Flächen entsprechend auszugrenzen. Nachbarn, die ihre Grundstücke mit toxischenHecken umgeben, sollte man einen freundlichen Besuch abstatten, sie auf die oft nicht bekannte Vergiftungsgefahr hinweisen (die übrigens auch für Kinder und andere Tiere besteht) und sie bitten, ihren Heckenschnitt nicht in Pferdenähe zu entsorgen. Dabei in vorauseilendem Gehorsam zum Dank eine Tafel Schokolade oder ein anderes „Leckerli“ zu überreichen, kann die Bereitschaft dazu deutlich erhöhen.

Mehr zu Giftpflanzen für Pferde lesen Sie in „Pferdehaltung: Vorsicht Giftpflanzen! (Teil 1)“

Sie möchten sich viel lieber mit Heilpflanzen beschäftigen? Unsere Ausbildung zur Tierphytotherapie bietet dazu eine erstklassige Möglichkeit

Dozenten und Autoren ATM - Autorin Patricia Lösche

Patricia Lösche

Patricia Lösche ist freie Autorin, Text- und Bild-Journalistin. Der Dolmetscher-Ausbildung folgten Biologie- und Journalistik-Studium, freier und redaktioneller Journalismus für verschiedene große Verlage. Später dann die Ausbildung zur Tierheilpraktikerin an der ATM und die Tierpsychologie-Ausbildung an der ATN. Empathie, Achtung und Verständnis auf Augenhöhe im Umgang mit Tieren sind Patricia Lösche ein besonderes Anliegen. Seit 2014 schreibt sie für ATM und ATN Blogbeiträge, ist Autorin von Skripten und betreut als Tutorin die Studierende unterschiedlicher Fachbereiche.

In die Wissensvermittlung fließen mehrjährige Praxis-Erfahrungen aus der naturheilkundlichen Behandlung von Pferden, Hunden und Katzen ebenso ein, wie die jahrzehntelange Erfahrung eigener Tierhaltung. Sie ist Mitglied im Fachverband niedergelassener Tierheilpraktiker (FNT) und 1.Vorsitzende im Berufsverband der Tierverhaltensberater und –trainer (VdTT).

Quellenauswahl

Katharina David/Sandra Höbel (Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen): Graukresse – giftiger Neuankömmling (2020) 

Uwe Lochstampfer: Giftpflanzen für Pferde: Was Pferde nicht fressen dürfen (Cadmos, 2013) 

Arnold Diebert: Pferdewirtprüfung, Bd.10: Giftpflanzen (BoD Norderstedt, 2018) 

 Arnold Diebert: Pferdewirtprüfung, Bd.10: Giftpflanzen (BoD Norderstedt, 2018) 

Uwe Lochstampfer: Giftpflanzen für Pferde: Was Pferde nicht fressen dürfen (Cadmos, 2013) 

Katharina David/Sandra Höbel (Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen): Graukresse – giftiger Neuankömmling (2020)

Pflanzenforschung.de (Zugriff 31.5.2022) 

Giftpflanzen Compendium

Katharina David/Sandra Höbel (Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen): Graukresse – giftiger Neuankömmling (2020) 

Arbeitskreis Kreuzkraut e.V.

Botanicus (Zugriff 27.5.2022)  

Obligatorischer Disclaimer: Alle Angaben ohne Gewähr! Für falsch bestimmte Pflanzen und die Folgen ihrer Verfütterung wird keine Haftung übernommen. Im Zweifel gilt: Füttern nur, was als Pflanze hundertprozentig sicher bestimmt ist. Bei Vergiftungsverdacht ist der Tierarzt hinzuzuziehen und auf diese Möglichkeit hinzuweisen. 

Nach oben scrollen